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© Thilo Rückeis

Technikmuseum Berlin: Rollende Schätze zu entdecken

Das Technikmuseum kann im September endlich seine umfangreiche Autosammlung zeigen. Das ist nicht die einzige Veränderung.

Soll er sich freuen? Oder muss er bangen? Der Direktor des Deutschen Technikmuseums in Kreuzberg, Dirk Böndel, kann es sich aussuchen. Nach Jahren des Stillstands wird das Museum nun erweitert und kann zumindest einen Teil seiner umfangreichen Autosammlung zeigen. Ungewiss ist aber die Zukunft der Kommunalabteilung mit Fahrzeugen der BVG oder der Stadtreinigung und der Feuerwehr sowie der Polizei. Deren Hallen sind von dem Immobilienunternehmen Vivico verkauft worden, der Mietvertrag mit dem Museum läuft 2016 aus.

Welche Schätze das Museum hier hat, ist an allen Sonntagen im September zu sehen. Außerdem können Besucher am ersten Septemberwochenende erfahren, was gebaut werden soll. Für 4,8 Millionen Euro, die zum großen Teil aus dem Konjunkturprogramm des Bundes stammen, werden zwei von einst 24 Schuppen des ehemaligen Güterbahnhofs so ausgebaut, dass das Museum dort von 2011 an einen Teil der Autosammlung zeigen kann. Arbeitstitel: „Mensch mobil – Innovationen für die Straße“.

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Nicht fahrfähig. Auch dieser Protos C 1 gehört zur Autosammlung. -

© Thilo Rückeis

Dafür erhalten die Schuppen, an denen früher Güter von der Bahn auf die Straße und umgekehrt umgeladen wurden, ein neues Dach nach historischem Vorbild. Das Provisorium nach dem Krieg war so löchrig, dass das Museum seine dort untergebrachten Auto-Oldtimer umquartieren musste. Ob auf dem Dach auch eine Solaranlage installiert wird, werde noch geprüft, sagte am Donnerstag Projektleiter Joseph Hoppe. Mit dem „Spectrum“ im Kopfbau des Güterbahnhofs, das Naturwissenschaft experimentell verstehen lässt, gibt es einen gemeinsamen Eingang mit Kasse, was Personalkosten spart.

Ziel des Museums ist es, den sogenannten Klinker-Kopfbau der Anlage, der nach Plänen des Architekten Franz Schwechten entstanden ist, sowie die Ladeschuppen wieder aufzubauen. Die Schuppen waren zum großen Teil im Krieg zerstört worden, der westliche Teil des Kopfbaus wurde 1959 beim Bau der U-Bahn-Linie U 7 abgerissen.

Geplant ist, den Bereich um die Ladestraße des früheren Güterbahnhofs zum Hauptgebäude des Museums zu machen – wie es seit der Gründung 1982 geplant war. Das neue Museumsquartier wird allerdings rund 62 Millionen Euro kosten.

In dieser Legislaturperiode werde der Senat dieses Geld gewiss nicht aufbringen, sagte am Donnerstag Kulturstaatssekretär André Schmitz, auch wenn das Technikmuseum mit 600 000 Besuchern jährlich das erfolgreichste Landesmuseum sei. Direktor Böndel hofft hier, dass es auch Finanziers aus der Industrie geben wird. „Sie warten aber auf den Startschuss durch den Senat“, sagte Böndel. Der Startblock immerhin ist jetzt verankert. Und das Museum bietet Besuchern am ersten September-Wochenende an, die Ladestraße zu entdecken – die Gebäude, das Gelände und die Pläne. Den Blick in die Vergangenheit zeigt dabei der 1927 entstandene Film „Berlin. Die Sinfonie einer Großstadt“, der 1927 unter Regie Walter Ruttmanns entstanden ist. Der Dirigent und Komponist Helmut Imig wird am 4. September den Film mit einem Ensemble des Babelsberger Filmorchesters begleiten.

Am 5. September folgt dann die Uraufführung des Films „24h Berlin“, der exakt vor einem Jahr gedreht worden war – von 6 Uhr bis 6 Uhr. Beide Vorführungen sind gratis. Der Film ist zeitgleich beim RBB und auf Arte zu sehen. Und am 6. September öffnet das Museum alle Türen, bei freiem Eintritt und mit vielen Führungen. Zu den verkauften Hallen mit der Kommunalsammlung fährt eine Museumsbahn. Auch wenn die Zukunft dieses Standorts ungewiss ist, Böndel freut sich zunächst auf die Entdeckung der Ladestraße.

- Achtung: Das Museum beteiligt sich nicht an der Langen Nacht

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