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Teil 4: Der Spielverderber: Tschuldigung

Wir erklären, warum Fußball Wahnsinn ist. Und geben Tipps, was Sie heute tun können, während die anderen ihm verfallen. Dieses Mal: Entschuldigungsrituale.

Von Anna Sauerbrey

Hat eigentlich schon irgendjemand Nicolas Anelka aufgefordert, sich für seine rüde Trainerbeschimpfung zu entschuldigen? Noch nicht? Kann eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. Denn das wortreiche Einfordern und Abgeben von Entschuldigungen gehört zum Fußball wie, ähm, na, wie der Ball eben.

Wer sich bei wem entschuldigt hat oder nicht entschuldigt hat oder entschuldigen sollte füllt in der Fachpresse ganze Seiten. Es gibt regelrechte Entschuldigungszirkel: Kurz vor der WM musste Kevin-Prince Boateng sich bei Ballack für dessen kaputten Fuß entschuldigen. Ballack musste sich ungefähr zur selben Zeit bei Demichelis entschuldigen, auch für ein Foul. Demichelis musste sich schon mal bei Ottmar Hitzfeld entschuldigen, weil er sich geweigert hatte, im defensiven Mittelfeld zu spielen. Hier endet die Reihe, denn von Ottmar Hitzfeld sind keine öffentlichen Entschuldigungen bekannt.

Entschuldigungen werden fällig bei Majestätsbeleidigungen: Kritik am eigenen Trainer, auch, wenn sie sachlicher vorgetragen wird als im Fall Anelka, oder, noch schlimmer, Kritik am DFB. Der häufigste Grund für öffentliche Entschuldigungen aber sind Fouls. Das hat was mit Ehre zu tun. Den tapferen Stürmer auf dem Weg zum Tor zu fällen, das ist hinterhältig und gemein. Und wenn dann der Spieler auch noch länger verletzt ausfällt, fordert schon mal, wie im Fall Ballack, ein ganzes Land eine Entschuldigung ein – schließlich ist das nationale Interesse berührt.

Entschuldigungen ziehen allerdings noch längst nicht automatisch die Rehabilitation nach sich. Der Fall Löw/Kuranyi hat das gezeigt. Streng genommen hatte der Jogi ja angefangen. Der hatte den Kevin nämlich nicht aufgestellt, damals, 2008, beim WM-Qualifikationsspiel gegen Russland. Der Kevin war darüber so sauer, dass er noch vor Ende des Spiels das Stadion verließ. Das wiederum machte den Jogi richtig wütend und er sagte, in Zukunft dürfe der Kevin nicht mehr mitspielen. Kevin sah nun ein, dass der Trainer am längeren Hebel saß und entschuldigte sich. Via DFB ließ Löw mitteilen, er habe die Entschuldigung angenommen. Trotzdem haben sie den Kevin nach Südafrika nicht mitgenommen.

Entschuldigungsverweigerer gibt es übrigens nur sehr wenige. Wird die Entschuldigung erst einmal eingefordert, ist es meist nur eine Frage der Zeit, bis der Missetäter einknickt. Sich nie und nimmer nicht zu entschuldigen, trauen sich nur ganz wenige. Zinedine Zidane ist so ein ganz Harter. Auch vier Jahre, nachdem er dem Italiener Marco Materazzi bei der WM 2006 einen Kopfstoß verpasst hat, würde der Franzose „lieber sterben“ als sich zu entschuldigen, meldete Sport1. Ein dicker Schädel eben.

Stattdessen heute

Zur anderen Art des Public Viewing. Das Freiluftkino in der Hasenheide in Neukölln zeigt Mickey Rourkes Muskeln in "The Wrestler". Vermutlich hat man da viel Platz auf der Wiese für sich und seinen Picknickkorb. Der Film beginnt um 21 Uhr 45. Viele weitere Tagestipps gibt es bei Zitty.

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