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© Kai-Uwe Heinrich

The Umbilical Brothers: Anarchie aus Australien

Die überkandidelten Komiker The Umbilical Brothers gastieren ab Dienstag für drei Wochen im Tipi. Ihren Familien im sommerlichen Down Under wollen sie aus Berlin vor allem eines mitbringen: Schnee.

„Ich bin ganz klar ein Erdmännchen und Shane ist eine Antilope. Und Sie?“ David blickt angestrengt unter seiner Lockenpracht hervor. „Genau, ich hab’s. Sie sind natürlich ein Biber.“ Ein Biber. Aha. Zu diesem frühen Zeitpunkt wird bereits klar: Das Gespräch mit dem australischen Komikerduo The Umbilical Brothers in der Gaststätte Hamlet in Charlottenburg wird kein gewöhnliches Interview.

Am heutigen Dienstag feiert „Speedmouse“ von David Collins und Shane Dundas Deutschlandpremiere im Tipi am Kanzleramt. Das Stück ist ein rasanter und komisch-anarchischer Mix aus Comedy, Pantomime, Artistik und vielen Popkultur-Referenzen, in dem nicht nur die beiden Darsteller Fluch und Segen digitaler Schauspielkunst für sich entdecken, sondern auch die dominante Showkontrolleurin Tina und ein stummer, maskierter Roadie eine große Rolle spielen. Probleme gibt es unter anderem deshalb, weil Tina sich in David verguckt hat und Shane nicht ausstehen kann, der Roadie aber wiederum klare Präferenzen für Shane zeigt und keine Gelegenheit auslässt, David eins auszuwischen. „Tina hat eben einfach keinen Geschmack“, erklärt Shane die Situation kurzerhand zu seinen Gunsten, und David kontert: „Was der Roadie in unserer Show macht, könnte ein Affe besser machen.“ Und schon ist man wieder bei den Tieren.

Wenn sich die Komiker so kabbeln, spürt man, dass sich beide richtig gut und lange kennen: 1988 begegnen sie sich auf der Schauspielschule in Sydney und werden, nachdem David seinem Trainingspartner Shane beim Jazzdance die Nase gebrochen hat, die dicksten Freunde. Sie entwickeln ihre ersten Shows, besuchen Festivals, gewinnen Preise und sorgen auf den Comedy-Bühnen in Australien, Asien, den USA und Europa für die stete Vergrößerung ihrer Fangemeinde. Dank mangelnder Berührungsängste zum Marketingmedium Internet werden sie auch durch Plattformen wie Youtube, Myspace und Facebook immer bekannter. 2009 kommt das Duo erstmals nach Deutschland und spielt sein Programm „Don’t explain“ zwei Wochen lang im ausverkauften Tipi. „Wir haben in den letzten zwanzig Jahren einfach wahnsinniges Glück gehabt“, sagt Shane. „98 Prozent unserer damaligen Studienkollegen aus Sydney sind heute entweder arm oder tot.“

Im Vergleich dazu fühlt Shane sich noch außerordentlich frisch: „Ich bin seit zwanzig Jahren 62 – da sieht man immer gut aus für sein Alter“, sagt der durchtrainierte Mann, in dessen Pass jemand ungefragt das Geburtsjahr 1969 eingetragen hat. Nachdem er länger in Sydney und New York gelebt hat, ist Shane wieder zurück in seine Heimatstadt Canberra gezogen – hauptsächlich, so sagt er, weil der Hund seiner Freundin es so wollte. Mit dem könne er einfach am besten die alten Anarcho-Cartoons wie „Tom & Jerry“ gucken. David hingegen lebt schon immer in Sydney. „Das hat mir allerdings auch nicht geholfen, Arnold Schwarzenegger zu sein“, sagt er. Dabei versucht David seit langem, die Welt davon zu überzeugen, dass er der wahre Arnie ist.

Dass sie nun für drei Wochen in Berlin sind, freut die beiden Comedians. „Die Stadt ist ein Multi-Universum, und wir lieben es, durch Mitte oder Kreuzberg zu laufen und Hunderte von Fotos zu machen“, sagen sie. Ihren Familien und Freunden im sommerlichen Australien wollen sie gern etwas Kunst – Bilder oder Fotografien junger Berliner Künstler – mitbringen. „Und Schnee. Beim letzten Mal war er im Flugzeug plötzlich weg, bestimmt gestohlen. Aber wir geben nicht auf“, sagt Shane und wirkt zu allem entschlossen.

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