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THEKEN Tanz: Anhalter Bar

Wo bekommt man in der Nähe des neuen Tagesspiegel-Quartier gute Cocktails? Unser drinking man testet die Anhalter Bar.

Von Frank Jansen

Die Umzugskartons sind fast leer, da stellt sich eine Art Existenzfrage: Wo bekommt man in der Nähe des neuen TagesspiegelQuartiers am Askanischen Platz gute Cocktails? Der drinking man erinnerte sich an zwei Bars. Vor zweieinhalb Jahren wurde das „Solar“ getestet. Der Eindruck war, bei enormem Andrang amüsierwilliger 30-plus-Berliner, positiv. Noch mal drei Jahre länger zurück liegt der Besuch der „Anhalter Bar“ im Mövenpick-Hotel. Das sprach für einen neuen Gang in dieses Lokal – und es musste sein. Schließlich residiert die Anhalter Bar in den Siemenshöfen, wie nun auch der Tagesspiegel.

An der Einrichtung hat sich offenbar nichts geändert. Die Wände sind fast alle schwarz, der große Raum wirkt dunkel, trotz der bunten Leuchtkörper. Eine helle Wand dient als Projektionsfläche für Videos, Dias und TV-Übertragungen. Der zackig geschnittene Tresen mitten im Raum wird von sehr dekorativen Hochspannungsisolatoren gestützt. Die Sitzmöbel sind postmodern verdreht und laden zu allerlei Verrenkungen ein. Es wird nicht so ganz klar, was die Anhalter Bar sein soll: Sportsbar, Ausstellungsraum für ungewöhnliche Sessel, Touristentankstelle? Vielleicht alles zusammen.

Der Keeper brachte einen Gimlet, an dem es nichts zu bemängeln gab. Die compañera griff mal wieder zu einem Mai Tai, der ihr „beim zweiten Schluck“ sehr gut schmeckte. Was den ersten Schluck beeinträchtigt hatte, blieb unklar. Zufrieden ohne Zeitverlust äußerte sie sich dann über Abraham’s Cooler (Mandelsirup, Pfirsich- und Maracujanektar, Zitronensaft, Bitter Lemon). Der drinking man hatte einen Rangpur geordert, auch wenn die Karte den dabei zu erwartenden Gin „Tanqueray Rangpur“ nicht in der Liste der Zutaten (Tanqueray Gin, Limettensaft, Maracujasirup, Orangensaft, frischer Ingwer) nannte. Er habe aber, erläuterte der junge, in einer Hotelbar womöglich etwas unterforderte Keeper, den Geschmack des Tanqueray Rangpur nachbilden wollen. Die Spirituose selbst führe er nicht, da das Publikum mehrheitlich Caipirinha verlange und der teure Tanqueray Rangpur vermutlich eine Fehlinvestition wäre.

Der Cocktail schmeckte jedoch gut – und erinnerte an T. R. – sagen wir mal, zu 50 Prozent. Die größte Überraschung kam aber noch: Die kleine Fachsimpelei hatten den Keeper animiert, über eine neue Komposition des Rangpur nachzudenken. Die werde er nach dem Gast benennen – dessen Namen der Keeper aber nicht erfragte. Offenbar erwartete er ein rasches Wiedersehen. Na denn. Nach dem Outing durch diese Kolumne kann der drinking man womöglich das nächste Mal in der Anhalter Bar einen „drinking man“ probieren. Frank Jansen

Anhalter Bar im Hotel Mövenpick, Schöneberger Straße 3, Kreuzberg, Tel. 2300 6495, täglich ab 18 Uhr

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