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THEKEN Tanz: Lanninger

Am Spreeufer sitzen, Ausflugsdampfer mit kuriosem Publikum gegen solche voller Biedermänner aufrechnen, den lauen Sommerwind genießen, dazu einen Cocktail – das hatten wir im Thekentanz ja letztens schon, am „Capital Beach“. Aber es geht auch weniger lässig, eher gediegen, zum Beispiel im oder auch vor dem „Lanninger“.

Von Frank Jansen

Am Spreeufer sitzen, Ausflugsdampfer mit kuriosem Publikum gegen solche voller Biedermänner aufrechnen, den lauen Sommerwind genießen, dazu einen Cocktail – das hatten wir im Thekentanz ja letztens schon, am „Capital Beach“. Aber es geht auch weniger lässig, eher gediegen, zum Beispiel im oder auch vor dem „Lanninger“. Der Name ist Person, ist Programm – Andreas Lanninger genießt in der, sagen wir mal, Toll-und-teuer-Trinken-Society einen legendären Ruf. Der Mann hat jahrelang in Harry’s New York im Grand Hotel Esplanade gerührt und geschüttelt, dann folgte ein kürzerer Auftritt im Hotel Maritim in Tiergarten. Im März hat „Lanni“, wie ihn seine Fans nennen, eine eigene Bar im Hotel Abion eröffnet, das Lanninger. Zum selbstsicher gewählten Namen passt die Siegerpose, die der Barchef auf seiner Homepage präsentiert.

Das Lanninger liegt an der Spree in Moabit, gleich neben dem Bundesinnenministerium. Ob Wolfgang Schäuble einen Mai Tai verträgt? Drinking man und compañera sahen jedenfalls beim Besuch der Bar weder den Minister noch einen seiner Staatssekretäre. Aber Touristen in kurzen Hosen und Gesundheitssandalen. In der Lounge. Deutlich nach 20 Uhr. Gibt es ausgerechnet in dem edel gestylten Lanninger keinen dresscode?

Hm. Es waren natürlich auch andere, besser gekleidete Gäste da. Sie saßen am 14 Meter langen, eleganten Tresen, sie tranken in den gepolsterten Nischen, qualmten in der smoker’s lounge oder räkelten sich in den leicht tropisch anmutenden Sofalandschaften draußen, an den beiden Enden des Lokals. Direkt am Ufergeländer kann man auch sitzen, an Holztischchen vor der großen Scheibenfront. Da die Glastüren um 22 Uhr geschlossen werden, ist man an der Spree jedoch plötzlich vom Treiben in der Bar ausgeschlossen. Wer jetzt noch hocken bleibt, ist schwer verliebt oder arg problembeladen.

Und Menschen, die in Euphorie oder Katastrophe zu gewaltigen Dummheiten neigen, können im Lanninger auch noch den finanziellen Absturz probieren. Der teuerste Cocktail kostet 175 Euro, für eine größere Flasche Champagner sind Dubai-like 1999 Euro fällig. Drinking man und compañera wollten den Tagesspiegel nicht ruinieren und beließen es bei einem Wodka Tai (Smirnoff Black Vodka, Smirnoff Blue Vodka, De Kuyper Apricot Brandy, Lime Juice, Mandelsirup, Zucker, Zitrone, Limette), der doch einen Tick zu süß war, einem Gin Tai (mit Tanqueray Gin, London Blue Gin und De Kuyper Dry Orange), der auch einen Tick weniger süß hätte sein können, einem angenehm aromatischen Nemo (frische Maracuja, Orange, Himbeere, Zitrone, Ananas) und – einem Gimlet. Der einer Keeperkoryphäe, wie Lanninger es sein soll oder will, nicht würdig ist: Whiskyglas statt Cocktailschale und dicke Eiswürfel. Yet no elegant drinking.

Zu loben ist jedoch, dass offenbar alle Gin-Drinks mit Tanqueray oder Bombay Sapphire, aber jedenfalls ohne Gordon’s Rasierwasser angeboten werden. Und es gibt viele Whiskys. Aber die Lanninger-Hymne, die der drinking man gerne geschrieben hätte, überlässt er lieber den kurzen Hosen. Frank Jansen

Lanninger, Hotel Abion, Alt-Moabit 99, Tel.: 399 20 798, täglich ab 12 Uhr

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