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Tresor

© ddp

Tresor: Zukunftsmusik im Techno-Club

Wissenschaft trifft Popkultur: Der Tresor erhält eine Musikanlage, die der MP3-Erfinder mitentwickelt hat.

Die Frau mit der schönen Stimme scheint sich direkt neben dem Tänzer zu befinden, so nah ist ihr Gesang an seinem Ohr. Direkt neben ihm startet plötzlich ein Flugzeug, und ein paar Meter weiter ist durch die elektronische Musik hindurch das Plätschern von Wasser zu hören. Was sich im wahrsten Sinn des Wortes nach Zukunftsmusik auf der Tanzfläche anhört, ist schon bald Realität in einem der traditionsreichsten Clubs Berlins: Zur Popkomm im Oktober wird der Tresor-Club mit einer „Iosono“-Soundanlage ausgestattet, dem Allerneuesten auf dem Gebiet der Surround-Anlagen – basierend auf den Forschungen des Fraunhofer-Instituts.

„Man kann sich einen Stein vorstellen, der ins Wasser geworfen wird. Es breiten sich nach allen Seiten Wellen aus, die man beliebig beeinflussen kann. Ganz ähnlich funktioniert auch unser Sound- System“, sagt Projektmanagerin Judy Bärwolf von der Iosono GmbH im thüringischen Erfurt. Das Prinzip sei immer das gleiche, egal ob im Kino, Museum oder eben im Club: Der Raum wird von einem geschlossenen Band aus Audiokanälen und Lautsprechern umgeben, von denen jeder einzelne akustische Impulse auslösen kann. Eine digitale Kontroll- und Steuereinheit sorgt dafür, dass die Schallenergie an bestimmten Punkten im Raum gebündelt wird. So kann im Kino in Reihe zwei, Platz drei, plötzlich ein Geist vorbeihuschen oder in der siebten Reihe ein Kätzchen miauen.

Anders als bei der Dolby-Surround- Technik 5.1, die man beispielsweise von Heimkinoanlagen kennt, gibt es nicht mehr den einen perfekten Standort, um in den Genuss aller Soundeffekte zu kommen: Bei „Iosono“ ist jeder Punkt im Raum frei bespielbar, der Fantasie der Nutzer sind keine Grenzen gesetzt. Das gilt auch für die Musiker und Discjockeys, die ab 9. Oktober den Batterieraum des Tresors bespielen. An diesem Tag wird die Weltpremiere des Soundsystems gefeiert, die DJs Heiko Laux, Stewart Walker und Jewgeni Birkhoff werden dann die Musik allein durch die Berührung eines Bildschirms steuern.

Mehr als 200 Soundkanäle mit rund 600 Lautsprechern sollen den Besuchern ein neues Klang- und Tanzerlebnis bieten. Bis zum 5. November wird die Anlage dem Tresor zur Verfügung stehen, und wer möchte, kann an einem Workshop teilnehmen, um die neuen akustischen Möglichkeiten zu testen. „Erst nach diesen vier Wochen wird entschieden, wie es weitergeht, ob die Installation dem Club erhalten bleiben wird oder nicht“, sagt die Projektmanagerin. Auch zur finanziellen Frage gebe es überhaupt noch keine konkreten Überlegungen.

Maßgeblich entwickelt hat die Anlage, die auf der von dem holländischen Physiker Christiaan Huygens im 17. Jahrhundert entdeckten „Wellenfeldsynthese“ basiert, der MP3- Erfinder Karlheinz Brandenburg. Fünf Jahre, von 1999 bis 2004, forschte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie in Ilmenau mit seiner Arbeitsgruppe, bis der Prototyp der Anlage fertig war. Da die Generierung wirtschaftlichen Outputs eines der Hauptziele der Fraunhofer-Gesellschaft ist, wurde kurz darauf die GmbH gegründet und die Soundanlage markttauglich weiterentwickelt und spezialisiert.

Zunächst wurde sie vor allem in Kinos und Themenparks eingesetzt, in Deutschland ist sie in der Bavaria-Filmstadt München installiert. Nun kommt „Iosono“ in die Köpenicker Straße nach Mitte, um danach vielleicht die Clubszene weltweit zu revolutionieren: Die Zukunft hört sich gut an.

Mehr zum Thema auf www.idmt.fraunhofer.de/de/projekte_themen/iosono.htm

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