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Kampf um ein Plakat in der Alten Jakobstraße in Kreuzberg. Anwohner haben ein Werbeplakat der Metalband Iron Maiden überklebt. Liebe Leserinnen, liebe Leser: Senden Sie Ihre Zettel aus Berlin an leserbilder@tagesspiegel.de!

© Dorothea Köhler

Umstrittenes Plakat: Kreuzberg vs. Iron Maiden

Darf vor Kindergärten und Schulen für das Album einer Heavy-Metalband geworben werden? Darüber gehen in Kreuzberg die Meinungen auseinander. 

Gleich hinter dem Jüdischen Museum in Kreuzberg wartet ein Zombie - auf einem Plakat an einer Pferdewiese der Alten Jakobstraße. Mit roten Augen und Blut am Hals wirbt "Eddie", wie die Kunstfigur von Iron Maiden genannt wird, für das neue Album der britischen Heavy-Metalband. Nichts besonderes eigentlich, denn Eddie ist auf jedem Iron-Maiden-Cover seit 1980 abgebildet und blickt in vielen Ländern Passanten an.

Am vergangenen Samstagmittag dann das: Eddies Kopf, so berichtete Tagesspiegel-Leserin Dorothea Köhler, wurde mit einem großen Zettel überklebt: Das Plakat habe in Kreuzberg nichts zu suchen, da sich "in unmittelbarer Nähe mehrere Kindergärten und eine Grundschule" befänden, hieß es dort.

Das in der Online-Galerie "Gezettelt" des Tagesspiegels gezeigte Foto erntet Spott in sozialen Netzwerken. Natürlich fühlt sich nun jeder bestätigt, der in Berlin schon länger eine spießige Kleinstadt sieht. Auf Twitter lästern Leser in Scharen über den Zettel. Ob Kreuzberg jener Bezirk sei, "in dem früher Häuser besetzt und die Polizei bekämpft wurde", merkt jemand ironisch an. Typisch Helikopter-Eltern schimpfen andere.

Bereits im vergangenen Jahr hatte es viel Aufregung um Werbeplakate in Friedrichshain-Kreuzberg gegeben, nachdem der Bezirk "frauenfeindliche, sexistische und diskriminierende Werbung" verboten hatte. Plakate im Bezirk müssten den "Idealen eines emanzipierten, bewussten und nachhaltigen Lebens" entsprechen, hieß es. "Wie bei den Taliban!", empörte sich damals Kolumnist Harald Martenstein im Tagesspiegel über die politischen Vorgaben. Vor diesem Hintergrund mag es manchen Gegner von damals verwundern, warum Frauen in Unterwäsche nicht plakatiert werden dürfen, blutrünstige Fantasiefiguren aber schon.

Von langer Dauer war die Zensurmaßnahme in der Alten Jakobstraße nicht. Schon nach wenigen Stunden sei der Zettel wieder abgerissen und der Zombie wieder zu sehen gewesen, berichtet Dorothea Köhler.

Neben Spott kam auch eine verständnisvolle Anmerkung: Ein Vater aus dem Hamburger Schanzenviertel bekennt, dass seine Tochter in der Nähe des Plakats stets die Augen schließt.

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