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Stadtleben: Von Hobelhengsten und Schappipuffern

Zwei neue Bücher erklären das Berlinische. Sie sind erheiternd wie lehrreich

Alle Welt will nach Berlin. Das macht die Einheimischen stolz – und ein bisschen bang. Denn, wie sollen sie den Berliner Jargon bewahren, bei soviel ordentlicher Mundart? Gut, dass man wenigstens nachlesen kann, was man doch im Alltag immer seltener hört. Jan Eik hat in seinem Buch „Der Berliner Jargon“ zusammengetragen, worauf es ankommt beim Berlinischen. Er erklärt die besonderen Grammatikregeln, zum Beispiel beim „mir“ und „mich“. Dabei ist es ganz einfach: „Der Berliner sacht imma mir, ooch wenn’t richtich is!“ Wenn etwas geschehen ist, verlässt sich der Berliner nicht auf die schlichte Vergangenheitsform, sondern unterstreicht den Umstand mit „war jewesn“. Das alles liest sich erheiternd weg.

In Langenscheidts Mini-Wörterbuch dagegen finden sich 5000 berlinische Stichwörter ins Hochdeutsche übersetzt, zum Beispiel „Amüsiertablette“ (Glatze), „Hobelhengst“ (Tischler) oder „Ostseeforelle“ (Salzhering). Zahlreiche Synonyme für „Bulette“ stehen dort, darunter „Schappipuffer“ oder „gedrängte Wochenübersicht“. Aber, so hat Jan Eik festgestellt, die Mundart lebt vom ganzen Spruch. Und so finden sich auch im Wörterbuch ein paar Beispiele, die den liebevollen, mitmenschlichen Umgang in der Metropole illustrieren. Etwa: „Dir is wohl schon lange nich mehr’s Ooge über’t Chemisett jerollt?“ Wer das nicht versteht, sollte ernsthaft über die Anschaffung der Bücher nachdenken. Zugereiste können aus beiden viel lernen. Der Berliner, Herz hat er ja, wünscht dazu: „FF – Viel Vajnüjen“. Hella Kaiser





— Jan Eik:
Der Berliner Jargon. Jaron-Verlag, Berlin. 79 Seiten, 4,95 Euro.

Lilliput Berlinerisch. Langenscheidt-Verlag, Berlin und München. 384 Seiten, 2,95 Euro.

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