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© ddp

Weekend: Ein dickes Ding zur Geburtstagsfeier

Der Club Weekend feiert sein fünfjähriges Bestehen hoch überm Alexanderplatz – und hat dafür Star-DJ Fatboy Slim eingeladen. Karten gibt es nicht zu kaufen.

Auch wenn eher dezent plakatiert wurde, so hat sich dieser Termin doch schnell in der Stadt herumgesprochen: Fatboy Slim kommt nach Berlin. Angesichts eines Events, das sich ungefähr so häufig wie eine totale Sonnenfinsternis ereignet, herrscht aufgeregte Vorfreude. Szenekenner wissen zu berichten, dass der britische Big-Beat-Superstar zu seligen Love-Parade-Zeiten letztmalig an der Spree weilte. An diesen Donnerstagabend nun gibt der 46-Jährige ein exklusives DJ-Set im erlesenen Ambiente des Weekend – der Club hoch über dem Alexanderplatz feiert mit diesem Besetzungscoup zugleich sein fünfjähriges Bestehen. Dass es am selben Tag härteste Konkurrenz mit den MTV-Awards und dem Gratiskonzert von U2 am Brandenburger Tor gibt, dürfte Dancefloor-Addicts kaum abschrecken.

Durch seine auf mehreren Mix-CDs dokumentierten DJ-Künste hat man eine Vorstellung davon, was der Mann auflegen könnte: Natürlich und zu Recht die eigenen Hits wie „The Rockafeller Skank“ und „Praise you“, aber auch mit vergleichbarer Effizienz an motorische Urinstinkte appellierende Brachialbeats von geschätzten Kollegen wie The Prodigy, Leftfield, Chemical Brothers oder Underworld. Und sicher nichts von Moby: Die beiden liegen im Clinch, seit Moby seinen Konkurrenten vor gut zehn Jahren des Plagiats bezichtigte.

Fatboy hat gerade ein mit Spannung erwartetes Konzeptalbum mit David Byrne fertiggestellt, das sich um die einstige philippinische First Lady und fanatische Schuhsammlerin Imelda Marcos dreht. Eine künstlerische Neupositionierung wäre überfällig, denn seine Reputation litt darunter, dass seine letzte, schon wieder fünf Jahre alte Platte der reichlich hüftsteife Versuch war, an frühere Glanztaten anzuknüpfen.

Dabei war Stagnation bis dahin das letzte, das man von dem hyperaktiven Briten erwartet hatte. Schon Mitte der 80er Jahre ließ er, noch unter seinem bürgerlichen Namen Norman Cook, mit den Housemartins aufhorchen: Die machten als fidele Gitarrenschrammler eigentlich den Smiths Konkurrenz, landeten aber mit der A-cappella-Schnulze „Caravan of Love“ den Weihnachts-Konsenshit des Jahres 1986. Doch erst, als Cook nach Auflösung der Band das Gitarren-Korsett abstreifte und sich im britischen Raverparadies neu erfand, explodierte seine Kreativität.

Unter immer neuen Pseudonymen und Projektnamen wie Beats International, Mighty Dub Katz, Freak Power oder Pizzaman warf er so ziemlich alles von dezent groovendem Trip-Hop bis zu bollerndem Kirmestechno auf den Markt und gehörte bald zu den bestbezahlten Acts der britischen Dancefloor-Szene. Und es kam noch doller: Als Fatboy Slim wurde Cook tatsächlich ein Weltstar der DJ-Jetsets, dessen Ruhm in einem legendären Gratisauftritt in Brighton gipfelte: Eine Viertelmillion Raver haben 2002 den ehrwürdigen Badeort überflutet und ins Chaos gestürzt.

So dramatische Menschenaufläufe muss man vor dem Weekend wohl kaum befürchten. Aber da die Tickets nicht bequem im Vorverkauf oder per Mausklick, sondern nur an der Abendkasse erhältlich sind, wird sich wohl eine imposante Schlange von Tanzwütigen um das ehemalige Haus des Reisens ringeln. Erst recht, da sich mit den einheimischen Plattenteller-Virtuosen DJ Thomilla und DJ Friction zwei hochkarätige Kollaborateure angesagt haben.

Weekend, Alexanderstraße 7; Beginn ist am Donnerstag um 22 Uhr, Eintrittskarten kosten 20 Euro. Mehr Details zur Feier unter www.week-end-berlin.de

Jörg W, er

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