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Stadtleben: Weltpolitik in der Wuhlheide

Im FEZ findet das Politik-Festival „Berlin 08“ für junge Leute statt – mit Workshops und Bands wie Wir sind Helden

Sie sind jung und leiden an akuter Politikverdrossenheit? „Durchhalten, wach bleiben, ein Buch lesen!“, empfiehlt Sebastian, Sänger der deutschen Punk-Rock- Band Madsen, in diesem Fall. Oder dieses Wochenende ins FEZ in der Wuhlheide ziehen. Dort hat gestern Abend „Berlin 08 – das Festival für junge Politik“ begonnen.

Bis Sonntag sind mehr als 500 Diskussionsrunden, Workshops und Aktionen geplant. Motto: „Nur wer was macht, kann auch was verändern.“ Jugendliche aus ganz Deutschland können hier mit Politikern über Zukunftsmodelle, Chancengleichheit oder Sicherheitsfragen diskutieren, auf der Grundlage aktueller Klimadaten einen „Zukunftskompass“ bauen und sich in einem Workshop mit der Macht des Internets oder den Gesetzen auf dem Weltmarkt auseinandersetzen – jede Menge Gelegenheiten für die erwarteten 10 000 Gäste, politisches Interesse und Engagement zu zeigen und auszuleben.

Wer nicht pausenlos debattieren will, kann zwischendurch Streetdance lernen, klettern und bei Kajakrennen antreten. Oder Ultimate Frisbee spielen, die Sportart kommt ohne Schiedsrichter aus, gilt daher bei manchen als besonders politisch korrekt. Abends wird gerockt, mehrere bekannte Bands haben sich angekündigt. Am heutigen Sonnabend stehen ab 22 Uhr die Berliner Popmusiker Wir sind Helden mit Frontfrau Judith Holofernes auf der Bühne, etwas früher – um 20.40 Uhr – sind die fünf Jungs von Madsen dran – mit ihren politisch wachen, jugendlich draufgängerischen bis gelassen zurückgelehnten Texten und den eingängigen Riffs.

„Wir wollen unseren Zuhörern ein positives Grundgefühl vermitteln, zugleich aber nicht die Augen vor gesellschaftlichen Problemen verschließen“, sagt Sebastian Madsen, der 2004 mit seinen Brüdern Sascha und Johannes und zwei Freunden die Band im wendländischen Clenze gründete. Dort erlebten sie bereits als Kinder die Proteste der Bevölkerung gegen die Castortransporte nach Gorleben. Erfahrungen, die den angehenden Musikern zeigten, dass es manchmal nötig sein kann, laut zu widersprechen und zu protestieren – solange es gewaltfrei bleibt.

Wann immer Madsen in der Öffentlichkeit die Möglichkeit finden, sprechen sich die Bandmitglieder gegen Rechtsradikalismus und dumpfe Vorurteile aus. Wie auch Culcha Candela haben sie bei der 2006 erschienenen DVD „Kein Bock auf Nazis“ mitgewirkt. In der aktuellen Rockmusik vermissen Madsen Wut und Protest, viel zu vielen Musikern gehe es mehr um ihren Style als um eine politische Botschaft. „Anfang der Neunziger sahen Bands einfach scheiße aus – wir arbeiten wieder dran!“, lacht Sebastian und beweist, dass er sich bei allen ernsthaften Gedanken selbst nicht allzu ernst zu nehmen vermag.

Gestern mussten er und die anderen noch im Wendland proben, heute Mittag kommen sie in Berlin an und wollen dann gleich über das Festivalgelände in der Wuhlheide streifen. Bei den vielen Angeboten von „Berlin 08“ dürfte es ihnen bis zum Auftritt am Abend nicht langweilig werden.

Das Festival findet bis einschließlich Sonntag auf dem FEZ-Gelände, An der Wuhlheide 197, statt. Das Programm findet man im Internet unter der Adresse www.du-machst.de. Der Eintritt kostet 15 Euro (Zeltgebühr enthalten), Jugendliche unter 16 Jahren dürfen nur in Begleitung einer erziehungsbeauftragten Person hin, Jugendliche mit 16 oder 17 Jahren brauchen die Einverständniserklärung der Eltern.

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