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Stadtleben: Zeit für Lichtgestalten

Das „Festival of Lights“ lockt jeden Abend Hobbyfotografen und andere Neugierige auf die Straßen. So beliebt war es noch nie

Alle acht Sekunden erstrahlt das Brandenburger Tor in neuen Farben. Unzählige Fotografen bauen deshalb in den Abendstunden auf dem Pariser Platz ihre Stative auf, um die besonderen Momente festzuhalten. Oder sie stehen sich auf dem Mittelstreifen der Straße des 17. Juni die Füße platt, weil sie von dort gleich noch die beleuchtete Siegessäule ins Visier nehmen können. Auf der Oberbaumbrücke geht es genauso wuselig zu, weil sich hier ein vortrefflicher Blick auf die Innenstadt bietet. Bis Sonntag noch durchfluten rund 5000 Scheinwerfer in 51 Installationen die schönsten Orte der Stadt, dann geht das „Festival of Lights“ nach 13 Tagen zu Ende. Es begeistert bei seiner vierten Auflage wie nie – und lockt offenbar immer mehr Berliner und Touristen abends gezielt auf die Straßen. Wie viele es genau sind, lässt sich nicht beziffern. Aber das findet Veranstalter Siegried Helias nicht schlimm. „Zahlen zerstören Träume“, sagt der Vorsitzende der City-Stiftung Berlin. „Wir wollen vor allem schöne Bilder vermitteln.“

Bei der Spedition „Severin + Kühn“ weiß man von dänischen Reisegruppen zu berichten, die in der heimischen Zeitung vom Berliner Lichterspektakel lasen und eigens deswegen anreisten. Mit vier Doppeldeckerbussen – den „Light-Liners“ – kutschiert die Spedition täglich hunderte von Gästen durch die Stadt.

Die Reederei Riedel schippert auf ihrem ebenfalls illuminierten „Spree-Diamanten“ jeden Abend Passagiere durchs Lichtermeer. Weil die 90 Plätze bei weitem nicht ausreichen, fährt täglich ein zweites und am Wochenende sogar ein drittes Schiff. Wer es besonders luxuriös will, kann das Festival auch in einer Stretch-Limousine genießen. Sein Angebot sei sehr gut ausgelastet, sagt André Heine, Inhaber der Firma Limo-Taxi.

Manche Berliner nutzen das Festival sogar zum Heiraten: Am Donnerstag etwa wollen sich drei Paare im obersten Stockwerk des Hotels Park Inn trauen – um Mitternacht und mit Blick auf die beleuchteten Gebäude.

Den größten Ansturm gab es am Wochenende am Gendarmenmarkt. Der Senat hatte zu einer Kunstaktion aufgerufen, bei der alle Teilnehmer mit Leuchtstäben ausgerüstet wurden. „Es kamen mehr als zehntausend Menschen, einfach unglaublich“, schwärmt Andreas Böge, Lichtdesigner und Regisseur der stadtweiten Inszenierung. Böge sagt, man könne das Festival noch verbessern: „Im Moment wuppe ich das alles weitgehend alleine.“ Er würde sich freuen, wenn sich künftig andere Künstler stärker beteiligten. Und Veranstalter Siegfried Helias berichtet von Anfragen aus Potsdam, Oranienburg und Usedom – die möchten kommendes Jahr gerne mitleuchten.

Infos zu den „Light-Liner“-Touren gibt es unter Telefon 880 41 90, zur Schiffstour unter 693 46 46, zur Stretch-Limo unter 61 28 89 50; www.city-stiftung-berlin.eu.

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