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Die Gastgeber. Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell mit Frau Mary und Ursula Vierkötter (rechts) bei der Ausstellungseröffnung im KaDeWe. Foto: Davids

© DAVIDS

 STADTMENSCHEN : Der Herr der Buntstifte unterschreibt mit Tintenroller

In seiner Jugend fand Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell Bleistifte gar nicht so spannend. Er wuchs mit neun Geschwistern auf und wurde Investment-Banker.

In seiner Jugend fand Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell Bleistifte gar nicht so spannend. Er wuchs mit neun Geschwistern auf und wurde Investment-Banker. Erst mit 35 Jahren führte sein Vater ein ernstes Gespräch mit ihm. Daraufhin wurde er der Herr der Stifte – in achter Generation. Heute ist er Chef des größten Bunt- und Bleistiftunternehmens der Welt. Und in diesen Tagen ist er sichtlich stolz darauf, „dass sich so viele Berliner für unsere Familiengeschichte interessieren“. Im KaDeWe haben die Jubiläumsfeiern zum 250. Geburtstag des Unternehmens mit einer großen Ausstellung im Foyer und in den Schaufenstern begonnen. Bis zum 28. Mai gibt es edle und außergewöhnliche Schreibwerkzeuge zu sehen, unter anderem den ältesten Bleistift der Welt aus dem 17. Jahrhundert, den dünnsten und den teuersten.

Was aber die Herzen bei der Auftaktparty am Mittwochabend am meisten rührte, war der Anblick der unglaublich vielen Buntstifte, die automatisch Kindheitserinnerungen wecken. Für Christina Rau, deren Familie bereits in neunter Generation in der Textilindustrie tätig ist, sind sie schlicht „eine Augenweide“. Designerin Anna von Griesheim zeichnet ihre Kleiderentwürfe damit. Und Opel-Lady Heidi Hetzer verriet: „Nach dem Krieg haben wir die geklaut.“ Unter der Regie von Isa von Hardenberg waren auch Vicky Leandros, Festspielchef Joachim Sartorius, Gazprom-Chef Vladimir Kotenev, die georgische Botschafterin Gabriela von Habsburg, Hans-Reiner Schröder (BMW) und Opernsängerin Nadja Michael zur Feier der Stifte gekommen. KaDeWe-Chefin Ursula Vierkötter bekannte sich dazu, gern in Kisten mit alten, handgeschriebenen Briefen zu kramen. Die bunten Stifte sind für sie „ein Ausdruck von Emotionalität im Alltag“. Arroganz und Selbstzufriedenheit seien die größten Gefahren für ein Unternehmen, sagte Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell, bevor es Geburtstagstorte von Lenotre gab. Für ihn bedeutet Tradition: „Nicht die Asche bewahren, sondern die Glut.“

Der Vater von vier Kindern, der demnächst 70 wird, trägt einen silbernen Edelbleistift mit eingebautem Radiergummi und Spitzer in der Anzugtasche und für alle Fälle, zum Unterschreiben, in der Innentasche einen feinen Tintenroller. Inzwischen findet er Bunt- und Bleistifte ziemlich spannend, ist mit Handelsvertretungen in über 120 Ländern vertreten und hat im letzten Jahr 450,8 Millionen Euro Umsatz gemacht. Hergestellt werden die Stifte unter anderem in Deutschland, Neuseeland, Costa Rica, Indonesien, Mexiko und den USA. Über zwei Milliarden produziert er jährlich in aller Welt. In Brasilien lässt er jedes Jahr eine Million schnell wachsender Bäume für das Holz pflanzen.

Gerade für die Buntstifte sieht er in den Entwicklungsländern in den nächsten Jahren noch Wachstumsraten, weil sie nicht so schnell austrocknen wie Faserstifte. Er ist ein Sammlertyp, das kommt dem familieneigenen Museum „Alte Mine“ zugute. Am Stammsitz Stein bei Nürnberg kann man außerdem das Schloss der Familie besichtigen und die modernen Produktionsstätten (mehr unter www. faber-castell.de). Bi

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