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STADTMENSCHEN: Die Zeit steht still am Wittenbergplatz

Die Stoppuhren in den Vitrinen sehen noch ziemlich gut erhalten aus. Dabei wurden sie bereits bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles und 1936 in Berlin eingesetzt.

Die Stoppuhren in den Vitrinen sehen noch ziemlich gut erhalten aus. Dabei wurden sie bereits bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles und 1936 in Berlin eingesetzt. Bis zum 26. Juni kann man in der Omega-Ausstellung im Eingangsbereich des KaDeWe noch besondere Zeitmesser sehen. Zur Eröffnung kam Peter Huerzeler aus der Schweiz, der oberste Zeitnehmer der Olympischen Spiele in London, die am 27. Juli beginnen. Mit 430 Mitarbeitern und 430 Tonnen Material wird sich der 74-Jährige aufmachen, um digital und analog, fürs Fernsehen die Zeiten zu messen. Seit 1969 ist der gelernte Ingenieur für den Schweizer Uhrenhersteller tätig, dies werden seine 16. Olympischen Spiele sein, und er weiß auch, wann das Ende der Stoppuhr erreicht war: im Revolutionsjahr 1968.

Die Fernsehsender wünschten sich die elektronische Zeitmessung, weil die bessere Bilder ergab. Trotzdem wurden bei den Leichtathletik-Meisterschaften in der Schweiz 1971 noch mal Stoppuhren eingesetzt. Der Grund war einfach: Die Athleten wären sonst nicht gekommen, denn die elektronische Messung macht ihre Rekorde um Sekundenbruchteile langsamer. Deshalb mussten auch alle bei den Olympischen Geräten 1968 in Mexiko eingesetzten Geräte um fünf Hundertstel langsamer eingestellt werden, erzählt er. Das habe damals das IOC so entschieden. Heute messen zwei Kameras, eine im Feld, eine außerhalb, bis auf 10/1000 Sekunden genau, eine Freude für das Ingenieursherz. „Ganz gratis machen wir das nicht“, sagt Peter Huerzeler. „Aber wir geben natürlich was dazu.“

Tief sitzt nämlich noch die Schmach von den Olympischen Spielen in München 1972, als die Schwarzwälder Firma Junghans den Zuschlag bekam. Da beschlossen die Schweizer, die olympische Zeitmessung zu einer eidgenössischen Angelegenheit zu machen, an der unter anderem die Kantone und die Banken beteiligt sind. So gründeten Omega und Longines „Swiss Timing“, zu dessen Vorstand Huerzeler gehört. Seitdem werden die Zeiten wieder schweizerisch gemessen. Aber ein bisschen deutsch tickt die olympische Elektronik trotzdem noch.

Omega hat auch eine Branche fürs Data-Handling, das ebenfalls bei den Spielen eine Rolle spielt. Und dafür arbeiten in Leipzig rund 200 Mitarbeiter an neuen Programmen. Man könnte dem obersten olympischen Zeitnehmer stundenlang zuhören, weil sein gemütlicher Schweizer Akzent einen wirklich aparten Kontrast setzt zu den höchst präzisen Zahlen, mit denen er herumwirbelt, während seine Augen über die Vitrinen streifen, in denen sich auch alte Großvater-Taschenuhren befinden. Bi

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