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Berlin: Stadtmenschen: Ein neuer Flügel für die Academy

Dienstagabend, American Academy. Niemand wird nachgezählt haben, ob es zur Einweihung des neuen Bösendorf-Flügels mehr forte- und fortissimo-Passagen gab als an einem durchschnittlichen Konzertabend.

Dienstagabend, American Academy. Niemand wird nachgezählt haben, ob es zur Einweihung des neuen Bösendorf-Flügels mehr forte- und fortissimo-Passagen gab als an einem durchschnittlichen Konzertabend. Trotzdem scheinen sich die beiden Säulen im Raum vor Ehrfurcht ein wenig zur Seite geneigt zu haben, als die Pianistin Annerose Schmidt die letzte Note Chopin verhallen ließ. Bis dahin hatten eine Reihe Musiker das Instrument in all seinen neuen Rollen zugeritten: Als Sologlanzstück, als empfindsame Begleitung zum Sopran, zum Cello und zum Bass-Bariton, und als Dekoration im Hintergrund, als der Komponist Martin Bresnick ein Gedicht von William Blake zitierte, nach dem er sein Stück komponiert hatte. "Lieber will ich ganz verderben, als nur halb lebendig sein", hatte Hanno Müller-Brachmann gesungen - und der neue Flügel spielte die Melodie dazu. Das Instrument, das vorher in diesem Zimmer stand, ist jetzt in eines der frei stehenden Torhäuser umgezogen. Zu Lisa Moore, Stipendiatin der Academy, die hier wohnen und üben kann, ohne mit dem täglichen Klavierspiel die anderen Stipendiaten im Haus in den Wahnsinn zu treiben. Den Bach-Spezialisten Christoph Wolff zum Beispiel, der sich schließlich auf die Identifizierung des Notenarchivs der Berliner Sing-Akademie in Kiew konzentrieren muss. Heute jedoch spielen die Musiker im Haupthaus, als hätten sie mit dem Flügel noch eine Rechnung zu begleichen.

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