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Berlin: Stadtmenschen: Empfänger unbekannt

Leicht genervt gehen wir durch den Sperrgitterkorridor vor dem Centrum Judaicum. Ein Polizist mit Maschinenpistole guckt fragend.

Leicht genervt gehen wir durch den Sperrgitterkorridor vor dem Centrum Judaicum. Ein Polizist mit Maschinenpistole guckt fragend. Die zweite Kontrolle wartet im Eingang. Verständnis ist geboten. Die Hörbuchpremiere, zu der wir eilen, wurde wegen der Anschläge vom 11. September verschoben. Die Schauspieler Charles Brauer und Manfred Zapatka lesen ihren Hörbuchtext "Empfänger unbekannt" live, für den Wiederaufbau der Krankenhaus-Synagoge. Gelesen wird ein fiktiver Briefwechsel zwischen jüdischen Galeristen in den USA und seinem deutschen Kompagnon, der 1932 nach München zurückkehrt und sich den Nazis anschließt. Ein gutes Buch - wenn man weiß, das es zuerst 1938 als Kurzroman in einer New Yorker Zeitschrift erschien. Daher die historischen Sprünge. Zapatka liest den Nazi mit schwärmerisch-scharfem Ton. Brauer gibt den feinen Kerl, der um die Seele seines Freundes ringt, und sich dann subtil an ihm rächt. Aber wem sollen wir die CD empfehlen? "Schülern", sagt Brauer. Allen, die sich fragten, "wie war das bloß möglich", sagt Rabbiner Andreas Nachama.

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