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Angeschnallt. Anika Dierkers Kostüm aus Sicherheitsgurten ist bis Donnerstag Unter den Linden zu sehen.

© BrauerPhotos/promo

STADTMENSCHEN gesehen bei Maybelline und VW: Nietenmund und Gurtkostüm

Konfetti-Makeup und Kleider aus Autositzbezugsstoffen: Rund um die Fashion Week gibt es mögliche und unmögliche Trends zu sehen

Das Attraktive an der Fashion Week ist die Tatsache, dass Mögliches und Unmögliches gleichberechtigt nebeneinander stehen. Sehr tragbare Sachen werden gelobt, aber sehr seltsame Phänomene werden auch goutiert, weil sie die Fantasie anstacheln.

Bemerkenswert war die Aussicht auf Make Up Trends 2016, die Maybelline New York am Montagabend in dem zweistöckigen temporären Modebau vor dem Brandenburger Tor präsentierte. Motto: „The Power of Colours. Make it happen.“ Um die Macht der Farben ging es und die sehr amerikanische Haltung: „Lass es geschehen.“ Während die in Reihe 1 sitzenden Models Franziska Knuppe, Lena Gercke und Gigi Hadid noch konventionell auf Schön und Eben geschminkt waren, ging bei den Trends ein Karneval der Farben ab. Jeder Monat bekam einen Trend verpasst als echte Herausforderung an die Malkünste der Trägerin. Mal waren die Augen in pinkfarbene Tulpenblätter eingebettet, dann wieder schockten Brauen, die an Handfegerborsten erinnerten, oder Wimpern, deren anmutige Goldtöne nicht über den erschreckenden Effekt hinwegtäuschen konnten, dass sie lang wie Spinnenbeine waren. Einem erholsamen Nude-Look zu vollen rosa Lippen mit Osterkörbchen-Frisur folgten verschiedene Varianten von Kriegsbemalung in Weiß und Bronze, mit Glitzersteinchen angereichert. Unheimlich wirken Nieten auf den Lippen, selbst wenn es nur Attrappen sind. Konfettitupfer in Blau, Gelb und Rot im Gesicht verteilt, erinnern an bunte Masern. Wenn das Gesicht zur Leinwand wird, muss es schon sehr gut geformt sein. Aber das war bei vielen Zuschauerinnen auch der Fall.

Um Tragbarkeit kümmerten sich auch die Studentinnen nicht, die am Hochschulmodewettbewerb teilnahmen, den VW zum 40-jährigen Jubiläum des Golf GTI ausgelobt hatte. Gewinnerin Anika Dierker wollte mit ihrem Kostüm aus vielen Sicherheitsgurten beweisen, „dass Anschnallen auch cool sein kann“. Ist es sowieso, und als Clubkostüm ist ihre Kreation sogar tragbar. Bis zum 21. Januar kann man die Kreationen aus Leder, Alcantara und Karostoffen noch im Drive Volkswagen Automobil Forum Unter den Linden/ Ecke Friedrichstraße besichtigen. Design-Leiterin Friederike Plock-Girmann würde die Kollektion am liebsten in Serie bringen. Der zweite und der dritte Preis, ein graues Etuikleid mit Mantel und ein dreiviertellanger asymmetrischer Jumpsuit aus Sitzbezugsstoffen, schienen tatsächlich vielfältig einsetzbar. Die Gewinnerin kann nun ein sechsmonatiges Praktikum in der Design-Abteilung absolvieren. Das ist der Lohn für die einmonatige Arbeit. Knapp hundert Studenten der Esmod Berlin und der Fahmoda in Hannover hatten sich am Wettbewerb beteiligt.

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