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STADTMENSCHEN: Jubiläum fürs Ritz – und für den Mann an der Tür

Nie hätte Esezi Kolagbodi gedacht, dass er zehn Jahre nach der Eröffnung immer noch Doorman im Ritz-Carlton sein würde. Aber da steht er lächelnd im schicken dunklen Cape im Eingang und vermittelt dem Gast das Gefühl, in eine andere Welt zu kommen.

Nie hätte Esezi Kolagbodi gedacht, dass er zehn Jahre nach der Eröffnung immer noch Doorman im Ritz-Carlton sein würde. Aber da steht er lächelnd im schicken dunklen Cape im Eingang und vermittelt dem Gast das Gefühl, in eine andere Welt zu kommen. Der gebürtige Nigerianer mit einer deutschen Mutter ist heute Chef von zehn Doormen und Bellmen. Er war 30, als er nach Berlin kam und gelernter Maurer. Seinen jetzigen Beruf hat er durch die Tätigkeit selbst gelernt. Den Umgang mit schwierigen Menschen zum Beispiel, den er blumig beschreibt mit einer afrikanischen Parabel vom Weg, der das Ziel ist. „Anfangs ist es eine Katastrophe, aber am Ende ist man glücklich, wenn man es geschafft hat.“

Der Doorman ist für vieles zuständig, kleine Besorgungen erledigen, die Autogrammjäger, die er zum Teil schon kennt, in Schach halten, mit den Gästen plaudern, die dazu Lust haben. Manchmal fährt er sie auch zum Flughafen. Kein Problem bei jenen Gästen, die mit dem Privatjet angereist sind. Die können wenigstens nicht zu spät kommen. Kompliziert sind die Fälle, in denen die Gäste verschlafen oder der festen Überzeugung sind, die Fahrt zum Flughafen könne keinesfalls länger als dreißig Minuten dauern. Verpassen die Gäste den Flieger, werden sie für die Extranacht schon mal mit einem günstigen Zimmerpreis getröstet. Kein Name geht ihm über die Lippen. Diskretion ist Teil seines Geschäfts. Obwohl bekannt ist, dass beispielsweise Barack Obama schon da war oder Renée Zellweger. Einige allgemeine Bemerkungen gestattet sich Kolagbodi aber doch. Dass Prominente oft einfach im Umgang sind, während ihre Betreuer manchmal sehr nervös seien. Mit seinem heiteren Temperament hält er das aus und ist ganz gerührt, wenn Berühmtheiten, die sich eine Wohnung in Berlin gekauft haben, immer mal wieder vorbeischauen in ihrem alten Hotel. Gründungsdirektor Rainer Bürkle hat mit seinem ersten Doorman offenbar einen guten Griff getan. Er selbst verließ das Haus im Sommer 2007 Richtung China. Generaldirektor Robert Petrovic ist nun schon der vierte Chef an der Spitze des Hauses. Gemeinsam mit Hansjoerg Schneider, dem Generaldirektor des benachbarten Marriott, will er am Dienstagabend das zehnjährige Bestehen der beiden Häuser feiern.

Freut sich denn der 53-jährige Doorman auf die vielen schönen Gäste zur Fashion Week? „Schönheit ist nicht äußerlich“, sagt er ernst. „Sie hat nur etwas mit der Seele zu tun.“ Ein weiser Doorman – wenn das kein Luxus ist. Bi

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