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STADTMENSCHEN: Mädchen mit Mission

Ausgerechnet bei der Hauptstadt- Hymne „Berlin“ gibt es eine Mikropanne, es knattert blechern aus den Lautsprechern. „Ist das der Fluch Berlins?

Ausgerechnet bei der Hauptstadt- Hymne „Berlin“ gibt es eine Mikropanne, es knattert blechern aus den Lautsprechern. „Ist das der Fluch Berlins?“ orakelt Christiane Rösinger und stellt sogleich fest, dass ihr nur das Kabel aus dem Mikro gerutscht ist. Den Song, zugleich Schmäh- und Liebeslied an Berlin, kennen die meisten hier in „Clärchens Ballhaus“ in Mitte, einige singen sogar mit: „Wenn die Parkausflügler dann die Schwäne füttern, und die Allerblödsten es gleich weiter twittern, wenn wir zum Vorglühen durch die Spätis ziehen – ja, dann sind wir alle in Berlin.“

Umtriebig war sie schon immer, die Sängerin, Songwriterin, Kolumnistin und Buchautorin Christiane Rösinger. Dieses Jahr bildet da keine Ausnahme. Vergangenen Donnerstag gab sie das Auftakt-Konzert zu der Veranstaltungsreihe „f******* Towards New Perspectives on Feminism“ des feministischen Missy Magazines. „Missy und ich, wir sind ja Schwestern im Geiste“, sagt die bekennende Gegnerin der „Pärchendiktatur“, wie sie die heterosexuelle Zweierbeziehung nennt. Ihren Leitspruch „Liebe wird oft überbewertet“ hat sie nicht nur in bitterbösen Liedern, sondern auch in einem Buch mit dem gleichnamigen Titel verarbeitet. Inzwischen habe sie die Pärchenphobie aber überwunden, erzählt Rösinger nach ihrem Konzert bei einer Zigarette im gut gefüllten Raucherraum bei Clärchen. So ganz mag man ihr das nicht glauben, kamen ihr doch kurz zuvor Liedzeilen wie „Bist Du einmal traurig und allein, gewöhn’ dich dran, es wird bald immer so sein“ ganz flott über die Lippen.

Unter die Reiseschriftstellerinnen sei sie gegangen, verrät die Begründerin der Bands „Lassie Singers“ und „Britta“, die inzwischen solo Musik macht, noch. Im März erscheint das neue Buch der gebürtigen Baden-Württembergerin, die seit mehr als 25 Jahren Kreuzbergerin und so Berlin ist, wie kaum einer, der von hier kommt. In „Berlin – Baku. Meine Reise zum Eurovision Song Contest“ erzählt sie von den kuriosen Ereignissen, die sie auf ihrer im Mai 2012 unternommenen Expedition durch Bulgarien, die Türkei und Georgien bis nach Aserbaidschan erlebte. Im April liest sie in der Volksbühne daraus vor. Wer sich nicht so lange gedulden will, kann Christiane Rösinger jeden Monat als Showmasterin in der „Flittchenbar“ in Kreuzberg erleben. Leonie Langer

„Flittchenbar on Ice“: 7. Februar, 21 Uhr, Südblock, Admiralstraße 1–2, Kreuzberg, Eintritt: 6 €. Ihr Buch „Berlin – Baku. Meine Reise zum Eurovision Song Contest“, 16,99 €, erscheint im März im Fischer Verlag. Am 1. April liest Rösinger daraus vor, 20 Uhr, Volksbühne, Linienstraße 227, Mitte, Eintritt: 20 €. Alle Veranstaltungen der neuen Reihe des Missy Magazines finden Sie unter www.new-perspective.org

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