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STADTMENSCHEN: Mit Kapuzenpulli ins Nobelrestaurant

Das kommt also raus, wenn Ex-Gangmitglieder Mode entwerfen lassen: ein schwarzer Kapuzenpullover, mit dem sich per Reißverschluss das halbe Gesicht verhüllen lässt. Wie gemacht für 1.

Das kommt also raus, wenn Ex-Gangmitglieder Mode entwerfen lassen: ein schwarzer Kapuzenpullover, mit dem sich per Reißverschluss das halbe Gesicht verhüllen lässt. Wie gemacht für 1.- Mai-Randale oder den nächsten Kiosküberfall, sagen böse Zungen. Super, hält warm auch ohne Schal, sagen die anderen. Der schwarze Kapuzenpullover war aber nur eines von 60 Kleidungsstücken, die Studenten der internationalen Modeschule Esmod am Montag in Zusammenarbeit mit dem Kreuzberger Modelabel 36Boys im Restaurant „Ma“ von Sternekoch Tim Raue vorstellten. Die anderen Models trugen hippe Kleider mit Riesenkapuzen, Parkas, College-Jacken und haufenweise grauen Stoff wie von Trainingsklamotten in allen erdenklichen Schnitten und Ausführungen. Melanie Gallo, Sonia Dissberger, die Schöpferin des schwarzen Kapuzenpullovers, sowie Rene Niesen-Berg und Tina Haag hatten die schönsten Modelle entworfen, wie die Jury entschied. Ihre Entwürfe sollen nächstes Jahr zur Sommerkollektion des Modelabels gehören, das erstmals mit der Schule zusammenarbeitet. Seit drei Jahren stellen ehemalige Mitglieder der berüchtigten Kreuzberger Ex-Gang 36Boys unter gleichem Namen Straßenmode her. Jetzt ist eine Stiftung geplant, die Jugendlichen im Kiez helfen soll. In sie werden Teile des Erlöses der Modemarke fließen. Trostpreis für Studentin Sila Temal: Ihr Entwurf gefiel Tim Raue so gut, dass er damit die Kellner in seinem neuen Restaurant einkleiden will.

Ein bisschen fehl am Platze wirkten die ehemaligen 36er ja schon in Raues Gourmetrestaurant. Überraschend war die Ortswahl aber nicht, schließlich ist die Verbindung zwischen Koch und der Ex-Gang bekannt: Bevor sich Raue erfolg- und ertragreich um Fleisch und Gemüse kümmerte, kämpfte er mit den 36Boys um die Vorherrschaft im Kiez zwischen Kottbusser Tor und Görlitzer Bahnhof. Das alles ist lange her, Mitte der 90er Jahre wurde die Gang aufgelöst. Die Marke präsentierte nun im Restaurant, wo Seezunge in Jadesoße 68 Euro kostet, „roughe Sachen im Kreuzberg-Lifestyle“, wie Labelmanager Cüneyt Kömürcü sagte. Und ob bei Ex-Kickboxweltmeister Muci Tosun oder Schauspielerin Anne-Sophie Briest mit Töchterchen Faye: Der halb-vermummende Kapuzenpullover stand in den Hitlisten der Zuschauer weit oben. Christoph Spangenberg

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