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Stadtmission: Immer auf Augenhöhe

Pfarrer Filker hat in 20 Jahren die Stadtmission zum Erfolgsmodell gemacht.

Die Menschen in der Notübernachtung an der Lehrter Straße überragt Hans-Georg Filker um einen ganzen Kopf. Doch wenn der Direktor der Berliner Stadtmission mit den Wohnungslosen redet, geschieht das stets auf Augenhöhe. So, wie er den Wohnungslosen in der Notübernachtung begegnet, spricht der Theologe auch mit Politikern und Prominenten, die die Arbeit der Berliner Stadtmission besuchen. Es ist die Achtung vor dem Mitmenschen, die für Hans-Georg Filker an erster Stelle steht.

Seit zwanzig Jahren ist der aus Sachsen stammende und im Rheinland aufgewachsene Theologe Direktor des sozial-missionarischen Werks der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Beim Neujahrsempfang der Stadtmission wurde an dieses Jubiläum erinnert. Als der gerade 60 Jahre alt gewordene Theologe 1989 die Leitung der Stadtmission in Westberlin übernahm, war an die heutige Größe nicht zu denken: Jetzt betreibt die Stadtmission Gästehäuser und Hotels in Berlin, Usedom und Wittenberg. 19 Stadtmissionsgemeinden und missionarische Projekte laden kirchenferne Menschen zum Glauben ein. Seniorenheime und betreute Wohneinrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung helfen denen, die allein nicht zurechtkommen. „Als wir ins eingemauerte Berlin kamen, musste ich meiner Frau und unseren drei Adoptivkindern versprechen, dass wir zurückfahren, wenn wir den Inselkoller kriegen“, erinnert sich Filker. Doch die Familie blieb: In der Nacht, in der die Mauer fiel, bekam seine Gattin, die ebenfalls evangelische Pfarrerin ist, den ersten leiblichen Sohn des Paares.

Heute ist Filker mehrfacher Großvater. 2002 entschied sich die Berliner Stadtmission zum Kauf eines 20 000 Quadratmeter großen Geländes in der Lehrter Straße am heutigen Hauptbahnhof. Manche hielten Filker damals für größenwahnsinnig, zumal der Kauf weitgehend über Spenden finanziert werden musste. Heute gilt das „Zentrum am Hauptbahnhof“ als kirchliches Erfolgsprojekt. Zahlreiche Einrichtungen für Wohnungslose finden sich auf dem Gelände, außerdem Gästehäuser und eine neu gegründete Kirchengemeinde. Zu großen Teilen ist das Gelände heute abbezahlt, was auch daran liegen mag, dass Hans-Georg Filker beim Einwerben von Spendengeldern voll in seinem Element ist. Selten nur gibt es Gottesdienste, in denen der Theologe die Gemeinde nicht auffordert, „Scheinwerfer zu spielen“, anstatt nur ein paar Münzen in den Kollektenbeutel zu werfen.

Es ist diese Zielstrebigkeit, die zu den wichtigsten Eigenschaften von Hans-Georg Filker zählt. Sie trägt dazu bei, dass die Stadtmission erfolgreich arbeitet – auch in den nächsten Jahren. An den Ruhestand denkt der agile Pfarrer noch lange nicht: „Ich mache meine Arbeit schließlich gern.“ Benjamin Lassiwe

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