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Aus verschiedenen Objekten kann im Märkischen Museum eine eigene Mini-Ausstellung entworfen werden.

© Stadtmuseum Berlin/Andreas Schwanda

Stadtmuseum Berlin: Bitte anfassen! Neues aus dem Märkischen Museum

Das Märkische Museum hat neue Räume, in denen Besucher selbst kleine Ausstellungen kreieren können. Ein Besuch.

Es ist noch gar nicht lange her, so rund ein halbes Jahrhundert, dass deutsche Schüler ihre ersten Schreib- und Rechenversuche auf einer Schiefertafel unternahmen. Geschrieben wurde mit einem Griffel, der in einem Griffelkasten untergebracht war. Ein Schwämmchen nebst Lappen, oft ein von der Mutter gehäkeltes Schmuckstück, komplettierten die Erstausstattung der ABC-Schützen, die im Klassenzimmer auf engen, ziemlich unbequemen Schulbänken Platz nehmen mussten. Auf deren Schreibplatte war oft noch das einst fürs Tintenfass vorgesehene Loch zu finden. Den heutigen, im Umgang mit Smartphones erfahrenen Schülern muss das wie Mittelalter erscheinen. Ein Fall fürs Museum.

Im vorliegenden Fall fürs Stadtmuseum, genaugenommen sein Haupthaus an der Spree, das Märkische Museum. Man hat dort unter dem neuen Direktor Paul Spies eine Grunderneuerung vor, Überführung der ehrwürdig-angestaubten Institution ins 21. Jahrhundert. Wie es einmal aussehen soll, ist bereits in der kürzlich im Untergeschoss eröffneten Ausstellung „Berlin 1937“ zu sehen: ein trotz des alten Gemäuers erfreulich modern anmutendes Ausstellungskonzept, nicht mit Überfülle erschlagende Schauräume, vielmehr quantitative Beschränkung der Objekte bei Steigerung der Qualität in der Präsentation. Diese setzt nicht nur auf Rezipieren, sondern auch auf Interaktion, und sei es im Bedienen eines der zahlreichen Touchscreens und Tablets.

Am Museumstag nun erfolgte der Erneuerung zweiter Streich: frisch konzipierte „(Probe)Räume“, diesmal im zweiten Obergeschoss, fürs Stadtmuseums ein weiterer Schritt „von einem Ort der Präsentation hin zu einem Ort der interaktiven und partizipativen Museumspraxis“. Das wird dort anhand einer thematisch zweigleisigen Sonderausstellung versucht, die die „Geschichte Berlins im Mittelalter“ wie auch „Kindheit und Alltag um 1900“ präsentiert.

Interaktiv und partizipativ – das bedeutet beispielsweise ganz konkret die Einladung, auf harten originale Schulbänken Platz zu nehmen und an zahlreichen „Hands-on-Stationen“, wie es im modernen Museumswesen heißt, die Entwicklung von Schreibgeräten ausprobierend nachzuvollziehen.

Herzstück der „(Probe)Räume“ ist ein Aktionsraum, in dem zum Mitmachen animiert werden soll. Wer möchte, kann etwa eine eigene Ausstellung im Miniformat kreieren, die dann für kurze Zeit in der Ausstellung der Profis gezeigt wird. Auch lädt ein Fotoaufruf dazu ein, ein Bild der eigenen Einschulung einzusenden unter www.ersterschultag.stadtmuseum.de. Mit Schiefertafel und Griffel oder auch ohne.

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