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Berlin: Stadträtin Köhnke nach IM-Tätigkeit "an vorderster Front"

Marlitt Köhnke, die frisch gewählte Bildungs- und Kulturstadträtin, des Plattenbaubezirks, hat kein schlechtes Gewissen. "Warum auch", sagt die SPD-Politikerin.

Marlitt Köhnke, die frisch gewählte Bildungs- und Kulturstadträtin, des Plattenbaubezirks, hat kein schlechtes Gewissen. "Warum auch", sagt die SPD-Politikerin. Dass sie vor fast 30 Jahren eine "Jugendsünde" beging, wie sie es formuliert, und als inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit der DDR tätig war, sei bekannt. "Daraus habe ich schon einmal meine politischen Konsequenzen gezogen", sagt die 49-Jährige bestimmt. Das war 1992, damals verzichtete die erste Bürgermeisterin Hellersdorfs, die sie nach der Wende war, auf eine erneute Kandidatur. Und sie kann nicht verstehen, weshalb "solche alten Kamellen" immer wieder vorgekramt werden. Sie findet es unmöglich, dass elf Jahre nach der Wende "Ostbiografien immer noch diskreditiert werden".

Der SPD-Kreisverband Marzahn-Hellersdorf steht jedenfalls hinter seiner Spitzenkandidatin. Vor der Nominierung sei zwar in den vergangenen Wochen noch einmal kurz über das Thema debattiert worden, doch dann waren sich die Sozialdemokraten einig: "Diese Frau hat in den letzten Jahren viel für den Bezirk geleistet, deshalb geben wir ihr eine Chance politisch wieder an vorderster Front zu wirken", erklärt André Gaedecke vom SPD-Kreisvorstand. Außerdem müssten IM-Tätigkeiten immer differenziert betrachtet werden. "Man kann nicht alle über einen Kamm scheren", sind sich die Marzahn-Hellersdorfer Sozialdemokraten einig. Auch die Mehrheit der anderen in der Bezirksverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen sieht das so. Sonst würde sie jetzt wohl nicht in das neue Bezirksamt einziehen. Marlitt Köhnke, die inzwischen mit diesem Thema abgeschlossen hat, betont gern, dass sie "damals mit ihren Auskünften gegenüber dem Stasioffizier niemandem geschadet habe". Das soll jedenfalls aus ihren Stasi-Unterlagen der Gauck-Behörde hervorgehen. Sie sei als junge Frau viel in Clubs unterwegs gewesen, erzählt sie, in denen auch Mitglieder des bekannten Oktoberklubs verkehrten und informierte die Stasi dann über "die verschiedensten Rededuelle".

Steffi Bey

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