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Berlin: Stadträtin (West) will Bürgermeisterin (Ost) beerben

Auf die Bürgermeisterin aus dem Osten folgt wohl eine aus dem Westen: Cornelia Reinauer soll die Nachfolge Bärbel Grygiers antreten. Wie berichtet, will Grygier in den Bundestag wechseln.

Auf die Bürgermeisterin aus dem Osten folgt wohl eine aus dem Westen: Cornelia Reinauer soll die Nachfolge Bärbel Grygiers antreten. Wie berichtet, will Grygier in den Bundestag wechseln. Sie rückt als Parlamentarierin für Gregor Gysi nach, der das Amt des Berliner Wirtschaftssenators anstrebt. Mit Grygier stellte die PDS vor zwei Jahren erstmals in einem Ost-West-Fusionsbezirk die Bürgermeisterin. Erst Ende November war sie von der Bezirksverordnetenversammlung in ihrem Amt bestätigt worden.

"Ich stehe zur Verfügung", sagte indes die 48-jährige Cornelia Reinauer, die aus Tailfingen in Baden-Württemberg stammt und 1975 nach Berlin kam. Derzeit ist sie Gesundheitsstadträtin. Seit 1997 gehört Reinauer der PDS an - im Gegensatz zu Bärbel Grygier, die als Parteilose für die Sozialisten amtierte. Über ihre potenzielle Nachfolgerin sagte sie: "Über Cornelia Reinauers Eignung für das Bürgermeisteramt brauche ich gar nicht nachzudenken. Als stellvertretende Bürgermeisterin in Marzahn hat sie bereits reichlich Erfahrungen sammeln können. Und unsere Zusammenarbeit im Bezirksamt in den letzten Monaten ist für sie eine gute Grundlage."

Cornelia Reiner war langjährige Mitarbeiterin der Kreuzberger Stadtbibliothek und von 1989 bis 1994 stellvertretende Personalratsvorsitzende im Bezirksamt Kreuzberg. Zwischen 1995 und 2000 arbeitete sie als Stadträtin für Gesundheit, Soziales und Wohnen in Marzahn und nach der Fusion von Friedrichshain mit Kreuzberg als Jugendstadträtin. Zuletzt leitete sie hier das Gesundheits- und Sozialressort. Das letzte Wort über die Nominierung Reinauers hat allerdings die PDS-Hauptversammlung, die Ende Januar zusammentritt. Dort sollen auch Kandidaten für ihre Nachfolge vorgestellt werden.

Damit Reinauer von der BVV gewählt wird, müssten ferner PDS, SPD und Grüne ihre Zählgemeinschaft erneuern, was noch nicht sicher ist. SPD-Fraktionsvorsitzender Helmut Borchardt sagt: "Besonders traurig bin ich nicht darüber, dass Frau Grygier geht, denn in der Vergangenheit gab es teilweise massive Auseinandersetzungen mit ihr. Unsere Zustimmung zur Wahl einer PDS-Nachrückerin ist kein Automatismus."

Der grüne Baustadtrat Franz Schulz möchte sich zum Abstimmungsverhalten seiner Partei noch nicht äußern, bedauert aber den Weggang Grygiers: "Einerseits verstehe ich, dass sie aus den Niederungen der Bezirkspolitk in die große Politik wechseln will. Aber es ist schade, dass die Arbeit im Bezirksamt so kurz nach ihrem Beginn schon wieder beendet wird." Härtere Worte findet CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Dummin: "Nach unserem Eindruck war Frau Grygier nur eine Galionsfigur der PDS, deren Abgang von langer Hand vorbereitet war."

Und wann genau verlässt Bärbel Grygier die Rathausbühne? "Das hängt davon ab, ob und wann Gysi sein Bundestagsmandat aufgibt", sagt die 47-jährige Bezirkspolitikerin. Gysi könnte sein Mandat auch als Senator behalten; nur wenn er Berlin im Bundesrat vertritt, muss er es aufgeben. Grygier will bei der kommenden Bundestagswahl, bei der Gregor Gysi und Christa Luft nicht mehr antreten, ein Direktmandat für die PDS erkämpfen. Bereits bei der vorigen hatte sie auf Listenplatz 5 sich um ein Direktmandat beworben. Daher galt es als offenes Geheimnis, dass sie irgendwann den Bürgermeistersessel gegen einen Sitz im Parlament wechselt. "Außerdem", sagt die Gesundheitsexpertin, "kann ich auf Bundesebene im Gesundheitsbereich mehr erreichen."

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