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Stadtrundfahrten mit Wackeldackel: Mit dem Käfer durch die Innenstadt

Mit dem Trabbi kann der Liebhaber in Berlin und Dresden schon länger auf Stadtrundfahrt gehen. Ein Berliner Veranstalter bietet jetzt auch für Käfer-Fans geführte Touren im nostalgischen Gefährt an.

Alles wie damals. Der Benzingeruch, der direkt in den Magen fährt. Das harte, dünne Lenkrad mit der versenkten Nabe und dem Hupring. Der Schalthebel, der alle Anstrengungen des Fahrers in einem zähen viergängigen Urschleim verschwinden lässt. Die wackligen, in ihren verchromten Gelenken ächzenden Rückspiegel. Die in Jahrzehnten nikotingebeizten Plastikteile unterm Stoffhimmel. Die Blumenvase!

Genug. Es ist deutlich geworden, dass es hier um den VW-Käfer geht, weitere Anmerkungen zu den trampolinhaften Sitzen, der fehlenden Servolenkung und dem von Narrenhand nachgerüsteten Wackeldackel können also unterbleiben. Aus heutiger Sicht ist es eigenartig, dass die Leute mit so etwas multimillionenmal herumgefahren sind, und dass nicht wenige darauf heute noch schwören. Das allerdings ist beim Trabi nicht anders: Mit dem kann der Fan in Berlin und Dresden sogar auf Stadtrundfahrt gehen.

Höchste Zeit also, dieses Privileg auch dem Lieblings-Oldtimer (West) einzuräumen. Zu diesem Zweck wurde die „Echte Berliner Jungs GmbH“ gegründet, hinter der die höchst umtriebigen Berliner Werbeunternehmer Olaf und Sven Brandenburg stecken. Mitgründer Oliver Jesgarek ging im vergangenen Jahr auf Tour, um bei Privatbesitzern den Wagenpark für das Unternehmen einzusammeln.

Nun stehen neben einem T2-Bus von 1969, der den Konvoi anführt, zehn Käfer bereit, die freilich den Authentizitäts-Test nicht alle bestehen, da sie zum Teil aus den neunziger Jahren stammen, also in Mexiko gebaut wurden – sie tragen Anzeichen modernistischer Dekadenz wie die gepolsterten Lenkräder und die wulstigen, der damaligen Sicherheitslage entsprechenden Armaturentafeln. Doch einige sind absolut echt im Sinne der Fanperspektive, stammen von 1969 oder 1971 wie jener 1302, von dem hier eingangs die Rede war.

Nun noch mal tief durchgeatmet. „Er steht für deutsche Automobilkunst, symbolisiert die große Freiheit, das Wirtschaftswunder und die Erinnerung an eine unvergessliche Jugend: Der VW-Käfer verkörpert wie kein anderes Auto Freiheit, Emotionen und Leidenschaft“. Ja, was Profi-Werber eben so sagen, um ein Produkt anzupreisen, das in diesem Fall „Oldie Käfer Tour Berlin“ heißt.

Ausgangspunkt dieser Tour ist, höchst sinnfällig, das Europa-Center, dessen Infostand auch alle notwendigen Informationen bereithält. Die Autos selbst stehen dort im Parkhaus, und wer eins von ganz oben heruntergelenkt hat, der weiß zweifelsfrei, dass er sich auch im Verkehr behaupten wird, Servolenkung oder nicht. Zwei Touren gibt es: Der kleine Konvoi geht entweder auf die 45-minütige Kudamm-Runde oder schnuppert auch mal im östlichen Trabi-Reich einmal um den Dom herum, was dann neunzig Minuten dauern soll.

Jeder Käfer ist mit einem Sprechfunkgerät ausgerüstet, über das ein Stadtführer touristische Streckeninformationen gibt und den Konvoi zusammenzuhalten versucht. Die erste Presserundfahrt am Dienstag zeigte, dass der Erfolg der Touren wohl auch von der Schnelligkeit der Teilnehmer abhängt: Wer bummelt, teilt die Gruppe an jeder Ampel und verursacht störende Wartezeiten. Einfacher wird es, wenn der Konvoi kürzer ist: Das Minimum sind drei Käfer hinter dem Bus. Zwar sitzen die Mitfahrer käfertypisch eingeengt, aber die meisten Wagen haben ein Schiebedach, und ein 1303-Cabrio von 1973 vermittelt sogar das ganz große Gefühl der Berliner Freiheit. Tief durchatmen! Aber nicht im Parkhaus – da stinkt es beim Anlassen wie 1971.

Ab 27. April, Ausgangspunkt: Europa-Center, Buchungen unter www.oldie-kaefer-tour-berlin.de. Die Teilnahme kostet 19,90 bzw. 39,90 Euro pro Person.

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