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Jetzt fahr'n wir über'n See. Nein, erst mal wird Rad gefahren. Und dann geht es zu den Booten am Liepnitzsee.

© Georg Moritz

Stadtsafari - Sommerliche Entdeckertouren in Berlin (1): Vom Bauhaus zum See hinaus

Im Norden: Natur genießen, Wildtiere beobachten, das alles bietet die Tour von Buch zum Liepnitzsee. Doch ein Abstecher zu einem Bernauer Baudenkmal lohnt sich – nicht nur wegen des Freibades dort.

In dieser Radtour von Buch im Nordosten Berlins bis zum Liepnitzsee gleich hinter der Landesgrenze ist alles drin, was einen Sommertag perfekt macht: Möglichkeiten, sich abzukühlen und ein Picknick einzulegen, aber auch ein bisschen Bau- und Berlingeschichte zu tanken.

Denn kurz vor dem Ziel lohnt sich ein Abstecher zu einem Gebäudeensemble, das seit 85 Jahren besteht und vorerst noch ein Geheimtipp ist. Das „Bauhaus-Denkmal Bundesschule“ ist ein Anwärter auf die Unesco-Weltkulturerbeliste. Der Förderverein hat sich mit der Brandenburger Landesregierung, der Stadt Bernau und den anderen Bauhaus-Enthusiasten in Weimar und Dessau starke Verbündete gesucht.

Die meisten fahren auf ihrem Weg zum Liepnitz-, zum Wandlitzsee, in die Schorfheide oder sogar zur Insel Usedom an diesem Denkmal vorbei. Das könnte daran liegen, dass diese Tour zu vielen anderen Stopps verleitet. Gleich am S-Bahnhof Buch zum Beispiel schnattert und flattert es wie wild, denn das große Vogelschutzgebiet Karower Teiche ist nah.

Wilde Pferde und Rinder

Aber auch im Laufe der Tour geht es tierisch zu. Überall Störche auf den Wiesen, in der Panke im Bucher Schlosspark nehmen Enten ein Sommerbad und sogar wilde Pferde und Rinder kann man auf den ehemaligen Rieselfeldern rund um Hobrechtsfelde aus nächster Nähe betrachten.

Sie sind dort auch ökologische Helfer, denn sie halten den Bewuchs klein. Längst ist auch die Luft wieder rein, die Einleitung der Berliner Abwässer in große Becken auf den Rieselfeldern wurde schon Mitte der achtziger Jahre gestoppt. Trotz einiger Rückschläge bei der Wiederaufforstung wachsen die Bäume in diesem neu gewonnenen Erholungsgebiet prächtig. Eine sehenswerte Ausstellung im ehemaligen Speicher des Guts Hobrechtsfelde zeigt diese Entwicklung.

In der DDR Sperrzone

Auch die benachbarte Schönower Heide hat einen großen Wandel erfahren. Wo vor 25 Jahren noch Panzer und andere schwere Fahrzeuge der russischen Armee die Erde durchpflügten, leben heute Wildtiere in großen Gehegen.

Ganz anders als früher präsentiert sich das Bauhaus-Denkmal Bundesschule in Buch. Friedemann Seeger, Chef des Fördervereins: „Jahrzehntelang war hier eine Schranke, kein Normalsterblicher kam herein. Die Abschottung begann nicht erst zu DDR-Zeiten, sondern schon nach dem Machtantritt der Nazis 1933.“

In der DDR war das Gelände Sperrzone, weil es der Ausbildung und Schulung von Gewerkschaftsfunktionären diente. Seit mehr als zwei Jahrzehnten werden die Bauten als Gymnasium für die Lehrlingsausbildung genutzt; das riesige Areal aber bietet Überraschungen. Auffallend ist die unterschiedliche Farbgebung der Häuser: Gelbe Klinker deuten auf die Bauhaus-Epoche hin, während Rot die nachträglichen Bauten aus DDR-Zeiten kennzeichnet.

Ursprünglicher Zustand wiederhergestellt

Der Fries über dem nachträglich gebauten Eingang zum Schul- und Internatskomplex ist unschwer dem Arbeiter- und Bauernstaat zuzuordnen: Glückliche Industriemenschen und Landwirte sehen in eine bessere Zukunft, in der Mitte reichen sich ein junger und ein älterer Mann über einem Pult mit den Buchstaben FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) die Hände.

Die Partei- und Staatsführung wollte den Bauhaus-Charakter des Bernauer Areals verändern. Vor allem der aus einfachen Verhältnissen stammende Walter Ulbricht lehnte den Dessauer Stil als „schlicht“ und „nicht für die Arbeiterklasse geeignet“ ab. Er bevorzugte den sowjetischen Zuckerbäckerstil, „Arbeiter-Wohnpaläste“ wie auf der Karl-Marx-Allee. Also verschwanden auf dem Gelände offene Betonstützen und Lichtfluchten aus den Gebäuden des Bauhaus-Direktors Hannes Meyer und des Baseler Architekten Hans Wittwer. In den vergangenen Jahren wurde der ursprüngliche Zustand aber wiederhergestellt.

Ein Rundgang lohnt sich

Meyer selbst hatte den Begriff vom „Wohnbedarf statt Luxusbedarf“ geprägt, der im Denkmal Bundesschule beispielsweise in den vier zweietagigen Lehrerhäusern mit offenem Blick ins Grüne nachzuvollziehen ist. Die meisten Gebäude kann man übrigens bei Führungen besichtigen. Aber ein Rundgang lohnt sich auch ohne Erklärungen .

Genug Architekturgeschichte? Falls das Wetter schön ist, kann es ja gleich noch ins neue Freibad auf dem Gelände gehen. Oder man schwingt sich wieder aufs Rad und freut sich auf ein Bad im rund fünf Kilometer entfernten Liepnitzsee. Zurück sind es dann zehn Kilometer vom See bis zum S-Bahnhof Bernau – wieder vorbei am künftigen Weltkulturerbe.

Hier geht's zur Route

Start

Ausgangspunkt ist der S-Bahnhof Buch (1), der im Zehn-Minuten-Takt von der S 2 aus dem Berliner Zentrum (über Gesundbrunnen) angesteuert wird. Hier an der Fußgängerampel die Wiltbergstraße überqueren und ein Stück parallel zur S-Bahn-Strecke nach Norden radeln. Auf der rechten Seite liegt der etwas verwilderte Schlosspark Buch (2). Am Ende dieses Weges nach rechts auf die Straße Pöllnitzweg einbiegen und nach rund 100 Metern auf dem ausgebauten Radweg nach links weiterfahren.

Entlang der Panke

Der Radweg bringt uns – immer an der Panke lang – bis zur Grenze zwischen Berlin und Brandenburg. Lust auf ein Eis oder einen Kaffee? Hinter der Ländergrenze gibt es einen Kiosk (geöffnet bei gutem Wetter). Er gehört schon zu Zepernick, der Großgemeinde Panketal. Auf der Bahnhofstraße geht es weiter nach links, kurz vor der Eisenbahnbrücke auf der rechten Straßenseite gibt es ebenfalls ein Café zur Einkehr.

Nach der Brücke geht es gegenüber dem italienischen Restaurant mit Terrasse nach rechts in die Ahornallee und dann die zweite Straße nach links in die Buchallee. An deren Ende führt ein Zickzackkurs nach rechts und links, um danach den Radweg entlang der Schönerlinder Straße zu erreichen. Nun links halten, dann kommt man am geschichtsträchtigen Seniorenwohnheim „Eichenhof“ (3) vorbei, in dem sich bis zum Herbst 1989 das streng bewachte „Zentrale Aufnahmeheim“ für Menschen befand, die dauerhaft in die DDR übersiedeln wollten.

Darunter waren sowohl Bürger der Bundesrepublik als auch Ostdeutsche, die nach ihrer Ausreise oder Flucht wieder um Einreise baten. Die Prüfung der Gesuche – die Betroffenen nannten es Quarantäne – dauerte oft mehrere Wochen.

Wilde Tiere

Der Radweg endet an der Hobrechtsfelder Dorfstraße. Der Weg geradeaus führt zum Gorinsee. Unsere Route zweigt aber auf dem Radweg nach rechts ab Richtung Hobrechtsfelde (4). Links und rechts befinden sich ehemalige Rieselfelder, auf denen sich heute Wildrinder und Wildpferde wohlfühlen.

Alle Informationen zum Naturpark Barnim gibt es im Besucherzentrum im ehemaligen Speicher (5) des Guts Hobrechtsfelde (Wochenende 11 bis 17 Uhr), wo es auch einen Imbiss gibt. Der benachbarte Kletterpark ist leider nur noch sporadisch geöffnet. Der Rad- und Skaterweg führt zur Straße zwischen Schönwalde und Schönow. Diese überqueren und weiter nach rechts. Nach einer Weile taucht die Einfahrt zum Wildtiergehege Schönower Heide (6) auf, in dem es Rundwege und einen Aussichtsturm gibt.

Das schönste Bauhaus

In Höhe des Friedhofes und damit kurz vor dem Ortseingang Schönow links abbiegen und auf dem neuen Radweg durch die Heide bis zum Ortsteil Waldfrieden fahren. Man überquert die Straße zwischen Bernau und Wandlitz und gelangt auf der Fritz-Heckert-Straße zum Bauhausdenkmal Bundesschule (7).

Man kann das Gelände durchfahren, dem Freibad einen Besuch abstatten und dann auf der westlichen Erschließungsstraße zurück auf den Radweg entlang der Straße zum Liepnitzsee fahren (noch fünf Kilometer) oder in die andere Richtung zum S-Bahnhof Bernau (9).

Lieber zum Liepnitzsee

Der asphaltierte Weg endet am klaren Liepnitzsee (8), unweit des öffentlichen Freibades mit Restaurant. Entlang der Strecke gibt es mehrere idyllische Stellen für ein Picknick am Wasser. Eine Runde um den See ist etwa fünf Kilometer lang. An schönen Tagen sind aber eine ganze Menge Spaziergänger und Jogger unterwegs.

An zwei Stellen legt die Fähre zur Insel inmitten des Sees ab, wo sich ein Ausflugsrestaurant und Plätze für Zelte befinden. In der Nähe des nordöstlichen Ufers liegt das Hotel „Zum Liepnitzsee“. Dahinter beginnt der Obersee. Wer will, kann vom Liepnitzsee zum Wandlitzsee fahren und dort die Heidekrautbahn für den Heimweg bis zum S-Bahnhof Karow nutzen.

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