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Update

Stadtschloss: Bund und Berlin streiten über den Schlossplatz

Die Stimmung beim Richtfest der Humboldt-Box war nicht gerade ausgelassen. Weil sich der Bau des Schlosses verzögert, wankt auch die Finanzierung der Box, die ab Ende des Jahres als Informationszentrum dienen soll.

Man soll ja die Feste feiern, wie sie fallen – dennoch war die Stimmung beim Richtfest für die Humboldt-Box am Schlossplatz am Donnerstag nicht gerade ausgelassen. Der Baustart für das Stadtschloss wird um mindestens zwei, vielleicht sogar drei Jahre verschoben. Und das gefährdet auch die Finanzierung des Provisoriums. Denn die private Gesellschaft „Megaposter“ wollte das fünf Millionen Euro teure Projekt durch den Verkauf von Werbung auf den Bauzäunen rund um das innerstädtische Baugrundstück finanzieren. Diese „Werbetafeln“ werden wegen des verzögerten Baubeginn nun erst Jahre später aufgestellt als geplant.

Der Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Mathias Gille sagte: „Der Bund hat sich bisher nicht bereit erklärt, das zu kompensieren.“ Die Betreiber der Humboldt-Box seien auf die fehlenden Werbeerlöse aber angewiesen. Wie viel Geld in den Kassen von Megaposter genau fehlt, sei unklar, weil das Unternehmen seine Kalkulationen bisher nicht offen gelegt habe.

Bis Ende des Jahres soll die „temporäre städtebauliche Lösung“ fertiggestellt werden. Das Gebäude ist 28 Meter hoch und umfasst eine Fläche von 3000 Quadratmetern. Geplant waren ein Kaffee mit Baustellenblick, eine Bildhauer-Werkstatt und die Ausstellung von Inhalten aus Wissenschaft, Kunst und Kulturen durch die späteren Nutzer des Humboldtforums.

Kosten liegen aus Sicht des Bundes bei Berlin

Wie die Finanzierungslücke bei der Humboldt-Box geschlossen wird, ist unklar. Der Bund jedenfalls sieht sich nicht in der Pflicht. Eine Sprecherin des Bundesbauministeriums sagt: „Die Zwischennutzung obliegt dem Land Berlin, bis die Grundstücke von der Stiftung übernommen werden.“ Will heißen: Sowohl die Art der Nutzung als auch die Kosten sind aus Sicht des Bundes Angelegenheit von Berlin. Die Humboldt-Box bezieht die Sprecherin ausdrücklich mit ein. Erst im nächsten Jahr würden die Grundstücke vom Bund übernommen. Wann das genau sein wird, ließ die Sprecherin allerdings offen.

Finanziell will sich der Bund zwar nicht beteiligen, mit Ideen spart man dagegen nicht. So hatte Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) kulturelle Zwischennutzungen auf der Wiese gefordert und das Beispiel eines „Shakespeare-Theaters“ genannt, ähnlich dem Globe in London. Wie am Mittwoch berichtet, griff die Berliner „Shakespeare Company“ den Vorschlag auf und will ab April 2011 und dann drei Jahre lang auf dem Schlossplatz Stücke aufführen. Das dazu nötige „Globe-Theater“ will man von den Filmstudios in Babelsberg übernehmen: eine Filmkulisse, die nicht mehr gebraucht wird. Den Betrieb wollen die Theatermacher selbst finanzieren.

Keine Zukunft für die Temporäre Kunsthalle

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung reagierte zurückhaltend: „Wir sind noch nicht so weit, über Konzepte reden zu können“, sagte Sprecher Mathias Gille. Eine Nutzung müsse „der Würde dieses historischen Ortes angemessen“ sein. „Wir wollen keine Feiermeile und auch keinen Rummel“, so Gille weiter.

Keine Zukunft habe die Temporäre Kunsthalle am Schlossplatz. Die Verträge liefen aus und würden auch nicht verlängert. Nicht auszuschließen sei dagegen, dass es neue „temporäre Einrichtungen“ für Kunst und Kultur am Schlossplatz geben werde.

Weil weder der Bund noch Berlin die finanziellen Lasten für das Areal übernehmen wollen, könnte auch die Sicherung der archäologischen Funde auf dem Schlossplatz gefährdet sein. Die früheren Wirtschaftskeller des 1950 gesprengten Stadtschlosses sollen erhalten und in den Neubau integriert werden. Durch die Verschiebung des Baubeginns müssen die Planer diese Flächen sichern. Auch das ist eine Frage des Geldes.

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