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Berlin: Stadtschloss: Widersprüchlicher Rat

Am Freitag wird die "Internationale Expertenkommission Historische Mitte Berlin" (die Schlossplatzkommission) der Öffentlichkeit ihren Abschlussbericht vorstellen. Doch während ihre zentralen Empfehlungen bereits bekannt sind und in der Öffentlichkeit großenteils zustimmende Aufnahme fanden, macht der vollständige Bericht - der dem Tagesspiegel vorliegt - deutlich, dass auch die Kommission eine Reihe von Widersprüchen nicht lösen konnte.

Am Freitag wird die "Internationale Expertenkommission Historische Mitte Berlin" (die Schlossplatzkommission) der Öffentlichkeit ihren Abschlussbericht vorstellen. Doch während ihre zentralen Empfehlungen bereits bekannt sind und in der Öffentlichkeit großenteils zustimmende Aufnahme fanden, macht der vollständige Bericht - der dem Tagesspiegel vorliegt - deutlich, dass auch die Kommission eine Reihe von Widersprüchen nicht lösen konnte.

So wird als ein Argument für die Errichtung eines Gebäudes in den Ausmaßen des früheren Schlosses die Rekonstruktion des Lustgartens als Stadtraum genannt, der gegenüber dem Alten Museum eine geschlossene Platzwand erfordere. Zugleich aber soll die Rekonstruktion einzelner Teile des Palastes der Republik geprüft werden - explizit genannt wird hier der Volkskammersaal, der sich jedoch genau auf der dem Lustgarten zugewandten Seite des Palastes befand. Ihn zu erhalten hieße, in der Lustgartenfront einen Sprung zuzulassen.

Deutlicher noch ist der Widerspruch zwischen der Empfehlung, das Staatsratsgebäude zu erhalten - und den "historischen Schlossplatz" wiederherzustellen. Dieser lag südlich des Schlosses und wurde auf der anderen Seite vom Marstall und Gebäuden in dessen Flucht begrenzt. Das Staatsratsgebäude aber ist aus dieser Flucht gerückt - der Platz würde "schief".

Problematisch erscheint selbst die prominenteste Empfehlung der Kommission: auf der West-, Nord- und Südseite des neuen Gebäudes die historische Barockfassade wiederzuerrichten - "unter weitgehender Erhaltung der alten Geschosshöhen" hinter der Fassade. Die Gesamtheit der von der Kommission vorgeschlagenen Nutzungen erfordern aber deutlich mehr Fläche, als sie das Schloss geboten hat. Es müssten also ursprünglich nicht vorhandene Zwischengeschosse eingebaut werden.

Öffentlichen Widerspruch hervorrufen dürfte die Empfehlung, die Schlossfreiheit - also das Ufer des Kupfergrabens - wieder zu bebauen. Bis 1890 stand dort kleinteilige Wohnbebauung, die für das Kaiser-Wilhelm- und "Nationaldenkmal" abgerissen wurde. Bekanntlich möchte eine Initiative an dieser Stelle ein "Denkmal Deutsche Einheit" errichten.

Wenig überraschend ist, dass im Abschlussbericht - der auch die abweichenden Voten einzelner Kommissionsmitglieder dokumentiert - die Meinungen insbesondere über die Frage auseinandergehen, wie sehr das Schloss rekonstruiert werden soll. Es ist eine relativ dünne Mehrheit, die sich für die weitgehende Rekonstruktion ausspricht. Vielleicht zu dünn, um als deutliche Empfehlung die Diskussion zu beenden.

Holger Wild

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