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Berlin: Stählerne Schutzpatronin

Neue Berolina am Hausvogteiplatz soll zum Wahrzeichen der Stadt werden

Sie war jung und üppig, ihr Ausdruck selbstbewusst. Gelassen trug sie ein Kettenpanzerhemd, auf dem Kopf die Mauerkrone und einen Kranz aus Eichenlaub. Die kräftige Frau, von Emil Hundrieser vor 115 Jahren nach der Schustertochter Anna Sasse geformt, hieß Berolina und stand einst wuchtig am Alexanderplatz.

Die Berolina – abgeleitet vom lateinischen Stadtnamen Berolinum – war ein Wahrzeichen der Stadt, auch ein Sinnbild für die Berlinerin. Die 7,50 Meter hohe Kupferplastik wurde in den letzten Kriegstagen eingeschmolzen. Nun ist die Berolina wieder da: Zur Hälfte geschrumpft, eher feingliedrig und schwebend, tänzerisch. Berlins neue Vorzeigefrau ist ein völlig anderer Typ als die vergleichsweise derbe Ahnin. Ihr Schöpfer, Axel Anklam, hat sie „Tanzende Berolina“ genannt: eine Skulptur aus Edelstahlgeflecht, champagnerfarben patiniert. Das leicht wirkende Wesen steht nicht am Alex, sondern am viel gemütlicheren Hausvogteiplatz.

Die TLG-Immobilien-Gesellschaft hatte vor einem Jahr den Wettbewerb ausgelobt. Ein Kunstwerk sollte den Platz vorm restaurierten und modernisisierten „Haus zur Berolina“ und dem neuen „Memhard-Ensemble“ schmücken. Anklam, Jahrgang 1971, überzeugte mit seinem Entwurf. Nun, da die Berolina wieder steht, soll sie zum modernen Wahrzeichen der Stadt werden. Hofft jedenfalls die bundeseigene TLG.

Die letzten Hüllen, mit denen das gute Stück bedeckt war, fielen gestern Nachmittag, zur Eröffnung gab es Ballett und Mozartklänge. Zur Enthüllung der alten Berolina soll – dem Vernehmen nach – Marschmusik getönt haben. C.v.L.

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