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Berlin: Ständchen von allen für einen

Bei diesem Termin wollte auch Johannes Rau unbedingt dabei sein: Große Gala im Berliner Ensemble zu Ehren von George Tabori

Mit einem „Fegefeuer“ begann sie gestern Nachmittag am Berliner Ensemble, die große Feier zu George Taboris 90. Geburtstag. Taboris „Purgatorium“ wirft einen Blick in die Hölle, in der Tyrannen, aber auch Künstler sitzen. Das 20. Jahrhundert mit all seinen Gräueln soll hier noch einmal eine Chance bekommen, jedenfalls auf der Bühne. Der polnische Theatermacher Andrej Woron hat dieses Stück, diesen großen Theaterwitz, George Tabori zu Ehren inszeniert. Es ist das Geschenk des Berliner Ensembles für Tabori, der einst in Wien seine vielleicht größten Triumphe feierte, als der heutige BE-Chef Claus Peymann dort Burgtheaterdirektor war.

Zum Geburtstagsfest am Abend hatte sich eine prominente Theatergesellschaft angekündigt, wie man sie lange nicht mehr in Berlin gesehen hat: Die Schauspielerinnen Senta Berger, Angelica Domröse und Hanna Schygulla lasen aus Taboris Werken, während der Jubilar in einem roten Sessel auf der Bühnenmitte saß. Cornelia Froboess sang einen Walzer von Leonhard Cohen und Wolfgang Biermann sein „Lied für George“: „Ich lebe noch, pardon, will sagen: Ich bin nicht tot.“ Die Schauspielerin Miriam Goldschmidt sang ein afrikanisches Liebeslied. Und Regisseur Jürgen Flimm bekannte: „Ich liebe dich, du Internationaler, du erkämpfst das Menschenrecht.“

Bundespräsident Johannes Rau beglückwünschte Tabori „in Dankbarkeit und Respekt“ zu „einem reichen Leben, das auch uns reicher gemacht hat“. Er bezeichnete das Theater als eine unersetzliche Kunst zur Auseinandersetzung mit Gott und der Welt: „Politiker brauchen Theater, damit sie nicht in Versuchung kommen, selbst welches zu machen.“

Klaus Wowereit dankte Tabori in seiner Ansprache für alles, was er in und für Berlin getan hat. Es sei keine Selbstverständlichkeit, sagte der Regierende Bürgermeister, dass Tabori an den Ort zurückgekehrt sei, wo die Vernichtung der Juden geplant wurde.

Schauspieler Sepp Bierbichler landete einen Coup, als er dem Jubilar die Kirchenbank schenkte, auf der Tabori seiner Frau Ulla Höpfner vor 20 Jahren das Ja-Wort gegeben hatte. Dazu sang er den „Leierkastenmann“ von Franz Schubert. Zum Abschluss der Gala sangen dann alle Gäste gemeinsam, von zuvor verteilten Notenblättern, und aus vollem Herzen: „Plaisir d’Amour“.

Rüdiger Schaper

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