zum Hauptinhalt
Platsch! Zur Saisoneröffnung im Freibad am Olympiastadion zeigte Splash-Diver Christian Guth, wie eine richtige Arschbombe aussieht. Anders als in anderen Freibädern wurde die Zieltemperatur von 24 Grad erreicht.

© Jörg Carstensen/dpa

Start der Freibadsaison: Berliner baden lieber lauwarm

24 Grad in den Freibädern? Das ist die Zieltemperatur in Berlin. Aber nicht alle Heizungsanlagen schaffen das. Schuld sind die schwach scheinende Sonne Berlins – und die lieben Nachbarn.

So richtig Badestimmung kam nicht auf, als Ole Bested Hensing, scheidender Chef der Berliner Bäderbetriebe, jetzt bei dicken grauen Wolken und kühlen Temperaturen offiziell die Sommersaison eröffnete. Hinter ihm dampfte das große Becken des Freibades Olympiastadion, das am Donnerstag zusammen mit dem Kreuzberger Prinzenbad öffnen soll. Am Olympiastadion hat das Wasser die Zieltemperatur schon erreicht: 24 Grad sollen den Sommer über gemessen werden, egal bei welchem Wetter.

Für die meisten Sommerbäder trifft das auch zu. Aber eben nicht für alle. „Die Temperatur im Pankower Bad schwankt wegen der Solarheizung“, sagte Bädersprecher Matthias Oloew. Im Prinzenbad könne aus technischen Gründen nur das Wasser in einem der beiden 50-Meter-Becken auf 24 Grad erwärmt werden. Auch im Bad „Am Insulaner“ in Steglitz herrschen nicht immer lauschige Wassertemperaturen, weil die Gasheizung während der Nacht abgeschaltet ist. „Ein Anwohner hat sich über den Lärm der Anlage beschwert“, sagte Oloew. Deshalb werde erst ab sechs Uhr morgens geheizt. Zur Öffnung um 10 Uhr ist das kühle Nass daher immer noch ein wenig kühler als sonst.

Freibäder sind "betriebswirtschaftliche Katastrophe"

Während viele Berliner Freibäder noch Heizanlagen aus den 70er Jahren haben, sind andere schon mit einem Heizmatten-System auf Sonnenenergiebasis ausgestattet. Das kommt aber nicht für alle Bäder in Frage, sagte Oloew. Die Matten müssen auf Dachflächen liegen – und die sind bei einigen Freibädern naturgemäß knapp. Außerdem reiche die Sonnenkraft hierzulande kaum aus, um in großen Becken 24 Grad Wassertemperatur zu erreichen – vor allem zu Beginn und zum Ende der Saison.

Oloew bezeichnete die herkömmlichen Freibäder unterm Strich als „betriebswirtschaftliche Katastrophe“. Auch an Schlecht-Wetter-Tagen müsse die hohe Wassertemperatur gehalten werden, um die wenigen Besucher, die dann doch kämen, nicht zu vergrätzen. „Perspektivisch müssen wir da ein energiewirtschaftlich effektiveres Konzept finden“, sagte er. Auch aus Klimagründen seien die Freibäder kritisch zu sehen. Die Heizkosten für die bestehenden Sommerbäder konnte er zunächst nicht nennen, weil sie nicht gesondert erhoben würden.

Besucherplus nach Temperaturerhöhung

Vielversprechend seien aber die Kombibäder, die in den nächsten Jahren unter anderem in Pankow und in Marienfelde neu entstehen sollen. Da sei es dann auch denkbar, in einem Hallenbad mit Schiebedach spontan eine Freiluft-Atmosphäre zu schaffen und bei kühlem Wetter mit dem Innenbetrieb Heizkosten zu sparen.

Weniger sparsam geht es seit Herbst im Stadtbad Neukölln zu. Dort wie auch in der alten Halle im Stadtbad Charlottenburg und in der Kleinen Schwimmhalle Wuhlheide wurde die Wassertemperatur nach einer Besucherumfrage von 29 auf 32 Grad angehoben. Die zusätzlichen Heizkosten schlugen sich auch in den Preisen nieder: Um 1,50 Euro auf nunmehr bis zu sieben Euro wurde der Eintritt erhöht. Manche Badegäste kritisierten die Preiserhöhung und bemängelten, dass das Wasser zum Sportschwimmen viel zu warm sei.

Aber auch eine Unterschriftenaktion konnte an den neuen Temperaturen nichts ändern – bei den meisten Besuchern scheint das tropische Klima gut anzukommen, obwohl einzelne Gäste monieren, dass die Wassertemperatur manchmal deutlich kühler sei als angekündigt. „In den ersten drei Monaten hatten wir 25 Prozent mehr Gäste als im Vorjahreszeitraum“, sagte Matthias Oloew. Ob die zusätzlichen Einnahmen die gestiegenen Heizkosten deckten, könne erst nach Ablauf eines Jahres sicher gesagt werden. „Wir gehen derzeit aber stark davon aus.“

Ole Bested Hensing hat zum letzten Mal die Sommersaison eröffnet. Im Juni räumt er seinen Vorstandsposten bei den Berliner Bäderbetrieben.
Ole Bested Hensing hat zum letzten Mal die Sommersaison eröffnet. Im Juni räumt er seinen Vorstandsposten bei den Berliner Bäderbetrieben.

© Jörg Carstensen/dpa

"Alle Bäder betriebsbereit"

Für Ole Bested Hensing wird die Bilanz kein Thema mehr sein, im Juni bereits räumt er den Vorstandsposten. Seinem Nachfolger hinterlässt er neben diversen Sanierungs- und Neubauprojekten einen Bäderbetrieb, der auf Hochtouren läuft. „Momentan sind alle Bäder betriebsbereit“, verkündete Hensing. Das habe es seit 2006 nicht mehr gegeben.

Während das Strandbad Wannsee traditionsgemäß bereits seit Ostern geöffnet ist, wird auch im Strandbad Lübars bereits geplanscht. Am 1. Mai eröffnen die Freibäder in Friedrichshagen, Jungfernheide, Weißensee, Plötzensee, Grünau und Wendenschloß. Bis zum 13. Juni startet in 14 weiteren Freibädern der Betrieb. Das letzte eröffnet erst am 13. Juli – bis dahin müssen sich die kleinen Gäste des „Platsch“-Bades in Marzahn noch gedulden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false