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Gemeinschaftserlebnis. Fußballfans in der Kneipe Walhalla.

© Doris Spiekermann-Klaas

Start der neuen Bundesliga-Saison: Berliner Fußballfans sind sauer über Pay-TV-Preise

Die Preise für Fußball im Pay-TV steigen – unter Berlins Fußballfans wächst deshalb der Unmut. Ein Besuch in einer Kneipe in Moabit.

Samstagnachmittag, gegen 15 Uhr in Berlin-Moabit. So langsam füllen sich die Reihen der Kultkneipe „Walhalla“. Wie schon seit 30 Jahren pilgern auch heute zahlreiche Berliner in ihre Lieblingskneipe: die erste Samstagskonferenz der neuen Bundesliga-Saison steht an. „Ich bin seit drei Jahren nahezu jeden Samstag hier“, sagt Reiner. Schon lange vor dem Anpfiff hat er sich in den „Clubraum“ gesetzt, in dem die Konferenz läuft,und blättert durch eine Tageszeitung. Jeden Samstagnachmittag dasselbe.

So geht es auch den anderen Gästen. Stephan Lange, „Herthaner“ durch und durch, stellt den „Taktiktisch“ vor, an dem Männer mit ein paar Gläsern Bier stehen. Sie kommentieren jede Auswechslung, analysieren jede Spielsituation. Die „Sky-Experten“ aus dem Fernsehen sind hier überflüssig. Die „Walhalla“ hat ihren eigenen Lothar Matthäus, Reiner Calmund und Dietmar Hamann. Um 15.30 Uhr dann sinkt der Dezibelpegel. Der Anpfiff ertönt. Darauf haben die Gäste drei Monate lang gewartet. Jetzt richten sich alle Blicke gebannt auf die Leinwand.

In dieser Saison konkurrieren zwei Pay-TV-Sender

Wie das Bild auf die Leinwand kommt, dass es zum Saisonstart mit Sky und Eurosport erstmals wieder zwei Pay-TV-Sender um die Zuschauer konkurrieren, interessiert zu diesem Zeitpunkt niemanden mehr. Außer vielleicht Kneipier Hans Ott: der muss schließlich für die Übertragung bezahlen.

Denn zahlreiche Kneipen leiden unter den seit Jahren steigenden Preisen für Live-Übertragungen. Viele haben bereits gekündigt. Das „Walhalla“ ist da eine der wenigen Ausnahmen. Inhaber Ott zahlt für Sky zwar 1200 Euro im Monat. Bei den 50 Gästen, die am vergangenen Samstag trotz Urlaubszeit und gutem Wetter gekommen sind, rechne sich das aber. Doch was ist mit den Kunden?

"Mich interessiert nur mein Weißbier"

„Mich interessiert nur mein Weißbier“, sagt Nürnberg-Fan Reiner. Er zahle bewusst nicht für Pay-TV und schaue auch immer öfter beim viertklassigen „Berliner Athletik Klub 07“ vorbei, der in der Regionalliga spielt. Vielleicht ist die zunehmende Kommerzialisierung des Profifußballs ja eine Chance für den Berliner Amateurfußball. Ähnlich denkt auch ein anderer Gast, Samet, der Sky-und Eurosport-Kunde und selbst im Amateurfußball aktiv ist: „Ich fühle mich verarscht. Die Preise dürfen nicht steigen, wenn der angebotene Service gleichbleibt. Der Kommerz zerstört den Fußball und löst eine zunehmende Entfremdung bei den Zuschauern hervor. Aber Fußball ist einfach gute Unterhaltung. Solange ich mein Weißbier habe, ist alles gut.

Yunus Güllü

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