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Senator Klaus Lederer (Linke) wünscht sich sein Büro praktisch und arbeitsorientiert.

© Doris Spiekermann-Klaas

Start von Berlins Regierung: Wie sich Berlins Senatoren neu einrichten - ein Büro-Rundgang

Die Senatoren haben ihre Büros frisch bezogen. Wir haben alte und neue Amtsinhaber besucht und sie nach ihren wichtigsten Plänen gefragt.

Die meisten Mitglieder des Senats haben ihre Büros frisch bezogen. Ein Brad-Pitt-Gemälde, ein rotes Telefon für den direkten Draht zur Partei: Manches ist schon dekoriert – andere Räume sind noch ziemlich kahl. Der Tagesspiegel hat alte und neue Amtsinhaber am Arbeitsplatz besucht und mit ihnen über ihre wichtigsten Pläne gesprochen.

Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), Finanzsenator

Matthias Kollatz-Ahnen, Senator für Finanzen, fotografiert in seinem Büro in Berlin-Mitte.
Matthias Kollatz-Ahnen, Senator für Finanzen, fotografiert in seinem Büro in Berlin-Mitte.

© Thilo Rückeis

„Kuschlig“ findet Matthias Kollatz-Ahnen sein Büro direkt unterm Dach des Verwaltungsbaus mit Blick auf die Mühlendammschleuse am Rolandufer. Als der Sozialdemokrat vor zwei Jahren das Amt des Finanzsenators übernahm und hier einzog, war das Zimmer wegen eines Feuers frisch renoviert, und Kollatz-Ahnen richtete sich kurzerhand mit seinem eigenen Hab und Gut ein.

Heute hängen Bilder eines dänischen Künstlers an der Wand und sollen zwischen den hohen Aktenstapeln auf Fensterbänken, Schreibtisch und Stehtisch ein bisschen Ruhe und Gemütlichkeit in den Raum bringen.

Die Ziele des Senators für das neue Jahr? Im Büro will er dafür sorgen, dass die Papierstapel kleiner werden. Und in den Bürgerämtern will Kollatz-Ahnen für eine technische Aufrüstung sorgen. Berliner sollten künftig mehr Angelegenheiten elektronisch klären können, sagt der alte und neue Finanzsenator.

Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister und Wissenschaftssenator

Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung.
Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister und Senator für Wissenschaft und Forschung.

© Thilo Rückeis

Ein weißes Karussellpferd steht mitten im Bürgermeisterbüro. Ein Geschenk des Schaustellerverbands an den damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, um auf die prekäre Situation der Schausteller aufmerksam zu machen. Heute gehört es zum Inventar von Michael Müller.

„Schon viele Kinder, die hier waren, saßen auf dem Rücken des Pferdes“, sagt der Sozialdemokrat. In den Wandschränken des Büros: der schwarz-weiße WM-Ball von 2006, ein Foto der Queen und ein Modell des Brandenburger Tors. Hinter dem Schreibtisch ein Gemälde von Rainer Fetting, der einst auch eine Statue von Willy Brandt schuf. Im kommenden Jahr soll eine Fotografie der Hauptstadt dazu kommen, sagt Müller.

Mit Blick darauf will der Bürgermeister die Koalitionsarbeit vorbereiten und erste Schritte aus dem Koalitionsvertrag umsetzen.

Elke Breitenbach (Linke), Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales

Das Büro von Elke Breitenbach, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, ist noch weitestgehend leer.
Das Büro von Elke Breitenbach, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, ist noch weitestgehend leer.

© Thilo Rückeis

Mit geballter Faust krempelt eine junge Frau den Ärmel ihres blauen Jeanshemds hoch, die Haare unter einem rot-weiß gepunkteten Kopftuch zusammengebunden, ruft sie „We Can Do It!“. Das Motiv, ursprünglich ein amerikanisches Propagandaposter aus den 1940er Jahren, steht heute als Blechschild im Büro von Elke Breitenbach. Ein Geschenk zu ihrer Ernennung als Senatorin für Arbeit und Soziales.

Ansonsten ist das Büro der Linkspolitikerin bisher weitestgehend leer. Die meisten ihrer Sachen seien noch im Abgeordnetenhaus, sagt Breitenbach. Das sei aber kein Problem, weil sie viel unterwegs sei. Ähnlich wie die Frau auf dem Blechschild will die Senatorin entschlossen vorgehen: Geflüchtete sollen aus den Turnhallen ziehen und integriert werden. Die Erwerbslosigkeit soll gesenkt und der Obdachlosigkeit vorgebeugt werden.

Dilek Kolat (SPD), Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung

Viel Persönliches findet man nicht im Büro von Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen.
Viel Persönliches findet man nicht im Büro von Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen.

© Georg Moritz

Blau und orange. So heißt das Gemälde, das im Büro der Senatorin hängt, und nichts anderes ist darauf zu sehen. Zwei Farben, ineinander vermischt, mehr nicht. „Ich mag das Bild. Man muss nicht lange irgendwas interpretieren“, sagt Dilek Kolat, die in der vergangenen Legislaturperiode das Ressort Arbeit, Frauen und Integration verantwortete. Die Leihgabe aus der Berlinischen Galerie sei klar und nüchtern. Genauso wie die Einrichtung ihres gesamten Büros.

Viel Persönliches sei in ihrem Amtszimmer nicht zu finden, immerhin sei es ein Ort, um zu arbeiten. Stattdessen gibt es ein paar moderne Vasen, die Skulptur eines weiblichen Körpers, wenige Bücher und Aktenordner. Im Jahr 2017 will Kolat die Berliner dazu bringen, sich mehr zu bewegen und gesünder zu leben. Und was für die Berliner gelte, das gelte natürlich auch als ganz persönlicher Vorsatz für sie selbst.

Dirk Behrendt (Grüne), Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung

Eine Aktenablage, die brauche er dringend, sagt Dirk Behrendt. Aktuell seien all seine Bücher und Ordner in Umzugskartons verstaut. So richtig eingerichtet hat sich der Justizsenator noch nicht. Ein bisschen, sagt der Grünen-Politiker, fühle er sich momentan wie in einem Raum aus dem Möbelhauskatalog. Die wenigen Möbel sind vom Vorgänger, die weißen Wände, abgesehen von einem Brad-Pitt-Gemälde, noch kahl.

Der sei immerhin der weltbeste Schauspieler, sagt Behrendt und erzählt, dass er das Bild von einer Künstlerin aus dem Frauengefängnis gekauft habe. Ansonsten gebe es einen Tisch für Besprechungen und ein Sofa für ein kurzes Schläfchen an langen Arbeitstagen. 2017 will Behrendt das Amtsgericht technisch modernisieren: elektronische Akten, Monitore in Gerichtssälen und endlich keine Computerprogramme mehr aus den neunziger Jahren.

Ramona Pop (Grüne), Senatorin für Wirtschaft, Energie, Betriebe

Dirk Behrendt, Senator für Justiz, macht auf dem Sofa an langen Arbeitstagen auch mal ein kurzes Nickerchen.
Dirk Behrendt, Senator für Justiz, macht auf dem Sofa an langen Arbeitstagen auch mal ein kurzes Nickerchen.

© Thilo Rückeis

Die Blumensträuße auf dem Schreibtisch und verpackte Geschenke auf dem Kaminsims deuten auf den frischen Einzug der Wirtschaftssenatorin hin. Eingerichtet hat sich Ramona Pop bisher kaum, viel verändern kann sie hier ohnehin nicht. Das holzgetäfelte Arbeitszimmer in der Senatsverwaltung in der Martin-Luther-Straße steht unter Denkmalschutz, das Mobiliar kommt von der Vorgängerin.

Ziemlich dunkel alles. Fotografien von Berlin und ein paar weiße Stühle sollen demnächst Helligkeit und Modernität in den Raum bringen. Die Regale allerdings bleiben wohl leer: Pop zieht das digitale Format der gedruckten Version vor. „Man muss als gutes Beispiel vorangehen“, sagt die Grüne und kündigt damit ihr zentrales Thema für die Legislaturperiode an: die Digitalisierung der Wirtschaft.

Große Gemälde und Familienfotos

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Andreas Geisel (SPD), Senator für Inneres und Sport

Das Büro von Senatorin Ramona Pop (Grüne) steht unter Denkmalschutz.
Das Büro von Senatorin Ramona Pop (Grüne) steht unter Denkmalschutz.

© Doris Spiekermann-Klaas

Beratungsrunden, Beratungsrunden, Beratungsrunden. Die ersten Wochen der Amtszeit in seinem neuen Ressort verliefen turbulent. Viel Zeit hatte Andreas Geisel nicht, um sich in der Rolle als Innensenator zurechtzufinden und in seinem Büro anzukommen. Möbel, Bilder, Flaggen und eine Vitrine, gefüllt mit Polizeimützen – das alles seien Überbleibsel seines Vorgängers.

Allein die rote Blume auf dem Schreibtisch, ein Bild seiner Kinder und eine Anlage samt CD-Sammlung weisen darauf hin, dass es hier im Büro mit Geisel einen neuen Amtsinhaber gibt. Rolling Stones, Horowitz und Mando Diao – das war sein Soundtrack der vergangenen Wochen. Und der Vorsatz fürs neue Jahr? Die Motivation von Polizei und Feuerwehr sei hoch, sagt der Sozialdemokrat. Jetzt müsse er zeigen, dass die Politik hinter den Einsatzkräften stehe, und damit die Stimmung aufbessern.

Katrin Lompscher (Linke), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen

Im Roten Rathaus fanden die Gespräche zwischen SPD, CDU und den Linken statt.
Im Roten Rathaus fanden die Gespräche zwischen SPD, CDU und den Linken statt.

© dpa

Die Pinnwände waren das erste, was die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in ihr neues Büro gebracht hat. Darauf befinden sich unterschiedlichste Pläne der Stadt, die das Grundvermögen, Städtebauförderung und Wohnungsbestände des Landes zeigen. So habe sie alles im Blick, sagt Katrin Lompscher von den Linken. Familienbilder hat die Senatorin in ihrem Büro nicht. Privat bleibt privat, Arbeit bleibt Arbeit, findet sie.

Stattdessen stehen in den Regalen Geschenke. Ein weißer Bauarbeiterhelm von Vorgänger Andreas Geisel und ein rotes Telefon der Landespartei – symbolisch, damit die Verbindung bestehen bleibe. Der Blick aus dem Fenster geht auf den Preußenpark. Lompscher möchte 2017 das Stadtwachstum planvoll und sozial gestalten. Dazu gehöre als erstes die Erneuerung des Stadtentwicklungsplans.

Sandra Scheeres (SPD), Senatorin für Bildung, Jugend und Familie

Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte noch nicht viel Zeit, in seinem Büro anzukommen.
Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte noch nicht viel Zeit, in seinem Büro anzukommen.

© Georg Moritz

Orangefarbene Kissen, orangefarbene Blumentöpfe, orangefarbene Stühle und mittendrin Senatorin Scheeres – in ihrem orangefarbenen Blazer. Die Bildungssenatorin bleibt in ihrem Büro unweit des Alexanderplatzes, in dem sie bereits die fünf Jahre der vergangenen Legislaturperiode gearbeitet hat. Damals, erzählt sie, habe sie die Möbel ihres Vorgängers übernommen, allerdings mehr Farbe in den Raum gebracht. Hinter dem Schreibtisch hängt ein bunt bemaltes Bild, voller verschiedener Skizzen und Schriftzüge. Ein Geschenk des „Tivolotte Mädchen Clubs“ aus Pankow zum Amtsantritt der Senatorin vor fünf Jahren.

Neben dem Tisch ist Platz für Bilder der Familie. Für den Mann und die zwei Jungs. „Ich bin nicht so viel zu Hause, da ist es mir wichtig, dass meine Familie bei mir ist“, sagt Scheeres. Im neuen Jahr will die Sozialdemokratin ihren Schwerpunkt auf den Neubau und die Sanierung der Schulen legen.

Klaus Lederer (Linke), Senator für Kultur und Europa

Senatorin Katrin Lompscher (Linke) findet: Arbeit bleibt Arbeit, privat bleibt privat.
Senatorin Katrin Lompscher (Linke) findet: Arbeit bleibt Arbeit, privat bleibt privat.

© Kai-Uwe Heinrich

Bunte Stühle, grauer Teppichboden, schwarz-weiße Architekturcollagen aus DDR-Zeiten und eine Skulptur von Alexander von Humboldt: „Hier ist alles beim Alten“, sagt Klaus Lederer. Der neue Kultursenator fühlt sich wohl mit der Einrichtung seines Vorgängers, will nicht viel verändern in seinem Büro.

Was er zum Arbeitszimmer beigetragen hat, sind Bücher, ein privates Foto von ihm und seinem Mann und ein Poster des Street-Art-Künstlers Shepard Fairey mit der Aufschrift „Make Art not War“ – ein Geschenk der Parteikollegin Regina Kittler an den Linkspolitiker. Ansonsten soll das Büro vor allem praktisch bleiben, arbeitsorientiert. Der neue Senator will bei der kulturellen Bildung für Minderjährige ansetzen, die Bezirkskultur ausbauen und Kunstschaffenden Arbeit ohne Prekariat ermöglichen.

Regine Günther (parteilos, für Grüne), Senatorin für Umwelt, Verkehr, Klimaschutz

Senatorin Sandra Scheeres (SPD) sind Familienbilder in ihrem Büro wichtig.
Senatorin Sandra Scheeres (SPD) sind Familienbilder in ihrem Büro wichtig.

© Doris Spiekermann-Klaas

„Was nützen mir schöne Bilder, wenn ich hier nicht arbeiten kann?“, fragt Regine Günther. Die neue Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat sich bisher nur um die technische Ausstattung ihres Büros gekümmert. Trotzdem sei die Atmosphäre schon jetzt angenehm, sagt sie, was nicht zuletzt an dem Ausblick auf den Köllnischen Park liege.

In Günthers Büro selbst ist ein gelbes Straßenbahnmodell auf dem Schreibtisch das einzige Dekorationselement. Ein Geschenk ihres Vorgängers Andreas Geisel, das sie an den geplanten Tramausbau erinnern soll. Die noch kahle Wand hinter dem Tisch soll bald mit einem großen Berlin-Stadtplan geschmückt werden. Der müsse allerdings noch organisiert werden. Politisch will sich die Grünen-Politikerin im neuen Jahr für mehr Radwege und Elektromobilität einsetzen.

Senator Klaus Lederer (Linke) wünscht sich sein Büro praktisch und arbeitsorientiert.
Senator Klaus Lederer (Linke) wünscht sich sein Büro praktisch und arbeitsorientiert.

© Doris Spiekermann-Klaas

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