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Für viele Juden ein Erkennungszeichen ihrer religiösen Identität: die Kippa, hier vor dem Dom in Berlin.

© dpa

Statistik zur rechtsextremen Gewalt: 179 Menschen in Berlin rassistisch angegriffen

Die Beratungsstelle ReachOut stellt ihre Jahresstatistik vor und kommt zu einem anderen Ergebnis als die Polizei: 179 rassistische oder antisemitische Übergriffe habe es im letzten Jahr gegeben.

Im vergangenen Jahr gab es 179 rassistische oder antisemitische Angriffe in Berlin. Davon richteten sich 18 Gewalttaten gegen Juden. Das geht aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen der Opferberatungsstelle ReachOut und dem Projekt Berliner Register hervor. Laut Polizei sind 2014 aber sogar 192 Delikte mit antisemitischem Hintergrund, darunter vier Körperverletzungen, angezeigt worden. Bei der Polizei fließen auch Anzeigen wegen Drohbriefen oder Sachbeschädigungen mit ein – ReachOut zählt hingegen massive Bedrohungen eines Gegenübers sowie Körperverletzung.

„Wir sind in erster Linie eine Beratungsstelle für Opfer von Gewalttaten“, so Sabine Seyb von der Beratungsstelle. Daher sei die Zahl der polizeilich erfassten Delikte höher. Dass ReachOut wiederum mehr Gewalttaten zählt, liegt an der unterschiedlichen Bewertung einzelner Fälle. „Wir haben oft eine andere Wahrnehmung“, sagt Seyb, „wenn jemand rassistisch oder antisemitisch beschimpft und zusätzlich bestohlen wird, ist das für die Polizei oft allein Raub. Wir schauen, ob das auch eine rassistische Gewalttat ist und informieren den Staatsschutz entsprechend.“

Während die von der Infostelle veröffentlichte Zahl der Übergriffe von 2013 auf 2014 leicht gesunken ist, haben sich die antisemitisch motivierten Taten von acht auf 18 mehr als verdoppelt. Auch Übergriffe auf Moslems würden häufiger registriert. Aktuell werden diese nicht gesondert erfasst; es werde überlegt, die Statistik zu präzisieren. Ausländer- und islamfeindliche Taten zu unterscheiden, sei schwer. Antisemitische Angriffe würden allein ob der Brisanz des Themas in Deutschland gesondert erfasst. Das American Jewish Comittee kritisierte indes, viele Angriffe in Zusammenhang mit Demos pro-palästinensischer Gruppen seien bei der Polizei nicht erfasst.

mav

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