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Berlin: Statt Kino gab’s Theater

Senatoren wollten Karten für Berlinale-Gala

Die Berliner Bevölkerung zerfällt derzeit in zwei Teile. Einen sehr, sehr kleinen, der zur Eröffnung der Berlinale eingeladen wurde, und einen sehr, sehr großen, der draußen bleiben musste. Diese Tatsache erzeugt Zorn zumindest bei jenen, die nach ihrem eigenen Selbstverständnis ebenfalls eingeladen gehört hätten, auch wenn sie womöglich zur Gala gar nicht hingegangen wären. Denn auch elegant absagen kann man nur – erfahrene Promis wissen das – wenn man zuvor in aller Form eingeladen wurde.

Finanzsenator Thilo Sarrazin und Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner standen deshalb kürzlich klar als Verlierer da, als es in der Landesregierung um die Verteilung der Einladungskarten für die Berlinale-Eröffnung ging. Alle hatten eine Karte, nur die beiden nicht. Peinlich. Aber wie konnte das passieren? Kultursenator Thomas Flierl übernahm zuständigkeitshalber die Schmutzarbeit und schrieb einen Chefbrief an Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die Aufsichtsratsvorsitzende der Berlinale: Sie möge doch ihren Einfluss geltend machen zum Nutzen des ganzen Senats, herzliche Grüße. Das tat die Ministerin allerdings nur sehr indirekt. Berlinale-Chef Kosslick spielte den schwarzen Peter in ihrem Auftrag locker zurück und schrieb, die Senatskanzlei sei von ihm mit 48 Karten versorgt worden.

Dort hat man die Einladungen nach dem landläufigen Protokoll-System an Senatsmitglieder, Fraktionschefs, kulturpolitische Sprecher und das Präsidium des Abgeordnetenhauses verteilt. Dabei müssen die Verwaltungen für Finanzen und Soziales irgendwie durch das Sieb gefallen sein, möglicherweise, weil dort jemand die filmpolitische Kompetenz der beiden Ressortleiter unterschätzt haben mag; nun gibt es statt Kino Theater.

Immerhin ist versprochen, dass im nächsten Jahr auch Sarrazin und Knake-Werner mit einer Einladung bedacht werden. Allerdings stehen sie dann auch unter verschärfter Beobachtung: Einfach absagen und zu Hause bleiben – das kommt dann nicht in Frage.

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