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Berlin: "Stattauto": Starthilfe von der Schiene

Ein knappes Jahr ist es her, da schockierte das Car-Sharing-Unternehmen "Stattauto" seine knapp 9000 Kunden mit der Nachricht, es stehe kurz vor der Pleite. Die Firma war vor 13 Jahren angetreten, ökologischer mit dem Auto umzugehen.

Ein knappes Jahr ist es her, da schockierte das Car-Sharing-Unternehmen "Stattauto" seine knapp 9000 Kunden mit der Nachricht, es stehe kurz vor der Pleite. Die Firma war vor 13 Jahren angetreten, ökologischer mit dem Auto umzugehen. Die Idee: Mehrere Fahrer teilen sich ein Fahrzeug. Jetzt drohte das Aus. Inzwischen sieht "Stattauto" seine existenzielle Krise als überwunden an. "Wir haben die Wende geschafft", sagte Vorstandsmitglied Norbert Kunz dem Tagesspiegel. "Wir befinden uns im Konsolidierungsprozess und wollen Mitte nächsten Jahres wieder schwarze Zahlen schreiben." Am heutigen Sonntag sind die Aktionäre zur Hauptversammlung eingeladen, um über den weiteren Kurs abzustimmen.

Die Stattauto-Chefs wollen ihr Unternehmen durch einen rigorosen Sparplan und kräftige Kooperationspartner wieder in Fahrt bringen. "Wir haben einen strengen Sanierungskurs gewählt und die Personalkosten erheblich reduziert", sagt Kunz. Dienstleistungen wie die Pflege und Wartung der rund 300 Fahrzeuge wurden ausgelagert, 17 Stellen sozialverträglich eingespart. Auch sei eine starke Kostendisziplin eingeführt worden: "Wir prüfen stärker als früher, welche Ausgaben wirklich nötig sind." Die Insolvenzgefahr ist Kunz zufolge vorerst gebannt.

Zu verdanken hat das die Firma mit dem Öko-Anspruch in erster Linie ihren treuen Kunden. Die waren Ende vergangenen Jahres aufgerufen worden, auf ihre Einlagen von bis zu 1500 Mark zu verzichten, die sie dem Unternehmen eigentlich nur als Kredit gegeben hatten. Damals hatte die Geschäftsführung unerwartet einen Fehlbetrag von einer Million Mark entdeckt. Als Ursache wurden Management-Fehler der Vorjahre angeführt. Die drohende Insolvenz konnte abgewendet werden: Knapp 1400 Stattauto-Nutzer wollten nicht auf das Car-Sharing verzichten, befolgten den Aufruf und spendeten insgesamt rund 1,2 Millionen Mark.

Die Hilfsaktion hatte aber auch eine Kehrseite. "Viele Mitglieder waren verunsichert und kündigten ihre Einlagen bei uns", sagt Kunz. Jeder zehnte Kunde sprang damals ab. "Dadurch hatten wir einen sehr starken Liquiditätsverlust zu Anfang des Jahres. So waren für uns als neuen Vorstand die Handlungsspielräume sehr stark eingeschränkt, um etwas zu verändern." So sei gerade für die dringend nötige Werbung neuer Mitgieder schlicht kein Geld mehr übrig gewesen. Das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Bislang konnte Stattauto zumindest einige hundert neue Mitglieder werben. Für das kommende Jahr hofft der Vorstand, rund 1000 neue Kunden in Berlin gewinnen zu können.

Die Zukunft sieht der Stattauto-Chef positiv. Neben günstigeren Tarifen für lange Ausleihzeiten verspricht man sich vor allem von der kürzlich vereinbarten Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und deren Fuhrparkmanagement einen Schub. "So können wir in absehbarer Zeit die Kosten erheblich reduzieren", sagt Kunz. Große Hoffnungen setzt Stattauto auch darauf, dass die Bahn ab Dezember ihren Kunden eine Kombination aus Bahnfahrt und Car-Sharing anbieten will, zu Beginn allerdings nur für zwei Städte. Wer also mit der Bahn nach Berlin oder Frankfurt (Main) fährt und sich dann innerhalb der Stadt mit dem Auto fortbewegen möchte, kann die Kombination künftig gleich am Bahnschalter buchen. "Das wertet das Car-Sharing bundesweit auf - und unser Image auch", hofft Kunz.

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