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Berlin: Staufalle Ampel

Weil die Technik veraltet ist und der Senat kein Geld mehr hat, fallen immer mehr Anlagen aus – die Lösung soll ein neuer Wartungsvertrag sein

Jeder Autofahrer kennt das: Immer wieder fallen in Berlin Ampeln aus. Am Dienstag zum Beispiel an der Potsdamer Brücke und an der Stromstraße, beide in Tiergarten. Der Grund ist fast immer gleich: Die Technik ist veraltet. Viele der 2000 Berliner Ampeln, vor allem in den West-Bezirken, stammen noch aus den 60er und 70er Jahren. „Es muss nicht mal mehr ein Blitz einschlagen, um die Anlagen lahm zu legen“, sagt Petra Reetz, Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, „manchmal reichen schon ein paar Wassertropfen aus.“

Kaputte Ampeln sind ein Ärgernis für alle Verkehrsteilnehmer – und sie sind teuer für den Steuerzahler. Rund 20 Millionen Euro gibt der Senat im Jahr für die Wartung und Pflege aus – der Posten hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Um gegenzusteuern will Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) diese Aufgabe in eine Hand geben, gegen Überweisung eines Pauschalbetrags.

Ähnlich läuft das schon mit die Straßenlaternen. Doch bei den Ampeln ist die Lage komplizierter, weil auch die Technik aufwändiger ist. Und bei der Technik lassen sich die konkurrierenden Ampel-Aufsteller ungern in die Schaltkästen gucken. Nach Ende der Sommerpause will sich Strieder dennoch für eine Firma entschieden haben.

Weil die alten Ampeln so viel kosten, ist noch weniger Geld für neue da. Und die wären dringend notwendig, sagt Petra Reetz, „wir haben eine ellenlange Warteliste.“ Auch die Technik der bestehenden Anlagen müsste schnellstmöglich überholt werden. Fallen Ampeln aber länger aus, stellt die Polizei einfach Behelfs-Ampeln auf, die mittlerweile fast schon das Straßenbild prägen.

Das Reparieren ist gar nicht so einfach. Durch das jahrelange Ampelmonopol (West-Berlin hatte bis 1993 ausschließlich Ampeln der Firma Siemens gekauft) können neue und alte Ampeln nicht ohne weiteres gekoppelt werden. Siemens habe jahrelang eine Technik eingebaut, die nicht zu der anderer Hersteller passte, heißt es aus unterschiedlichen Senats- und Bezirksverwaltungen. Von Siemens war gestern trotz Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten. Seit zehn Jahren werden neue Ampeln ausgeschrieben und die Technik der diversen Hersteller ist seitdem leichter zu verknüpfen.

Weil dem Senat die Ampel-Kosten davonlaufen, ist auch kein Geld für Innovationen da. Andere deutsche Städte und auch Städte im europäischen Ausland setzen zum Beispiel seit Jahren auf Ampeln, die statt mit Glühbirnen mit LED-Anzeigen betrieben werden. Sie sind in der Anschaffung teurer, aber weniger wartungsanfällig. In Berlin gibt es davon eine einzige, in Zehlendorf, „und die ist in der Testphase“, so Petra Reetz. Ampel-Hersteller sind auf diese Technik nicht so scharf, denn sie machen ihr Geschäft hauptsächlich mit lukrativen Wartungsverträgen mit langen Laufzeiten. „Mit dem neuen Wartungsvertrag hoffen wir, dass die Technik schrittweise erneuert wird“, sagt Reetz.

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