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Am Tunnelschlund gen Osten gibt es selten Probleme, ganz anders sieht es in Gegenrichtung aus.

© Kai-Uwe Heinrich

Update

Staufalle in Berlin: Am Britzer Tunnel häufen sich die Sperrstunden

Am Britzer Tunnel staut es sich fast jeden Morgen. Das belegen jetzt auch Zahlen der Verkehrsverwaltung. Woran liegt das? In den anderen Berliner Tunneln läuft es besser.

Der Britzer Tunnel entwickelt sich immer mehr zum Nadelöhr der Berliner Stadtautobahn. Im vergangenen Jahr war das 1,7 Kilometer lange Bauwerk 42 Mal in einer Fahrtrichtung komplett gesperrt. Der Grund: zu hohes Verkehrsaufkommen. 512 Mal, also oft sogar mehrfach am Tag, wurde ein Fahrstreifen aus dem gleichen Grund „kurzzeitig“ gesperrt, heißt es in einer Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Harald Moritz. Damit hat sich die Zahl kurzfristiger Sperrungen seit 2010 mehr als verdoppelt.

Im ersten Halbjahr 2014 gab es bereits 33 Komplettsperrungen in einer Fahrtrichtung, in der Regel stadteinwärts. Das entspricht der Wahrnehmung vieler Pendler, die morgens oft schon ab Stubenrauchstraße im Stau stehen, weil der Britzer Tunnel seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Dabei werde das Verkehrsaufkommen vor dem Tunnel weiter wachsen, wenn die A 100 bis zum Treptower Park verlängert wird und der Flughafen BER ans Netz geht, vermutet Moritz. „Das funktioniert alles nicht.“

Der Tunnel unterm Flughafen Tegel zeigt schon Altersschwächen.
Der Tunnel unterm Flughafen Tegel zeigt schon Altersschwächen.

© dpa

Die Senatsverwaltung für Verkehr und der ADAC rechnen dagegen nicht mit einer weiteren Verschärfung des Engpasses. ADAC-Verkehrsexperte Jörg Becker spricht von einem „Nullsummenspiel“: Durch die rund 500 Millionen Euro teure Verlängerung der A 100 nach Treptow werde auch viel Verkehr in Richtung Innenstadt vor dem Tunnel abfließen. Die Entlastung dürfte etwa dem zusätzlichen Autostrom entsprechen, der dann von Treptow her in den Tunnel drängt, sagt Becker, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Der Tunnel Flughafen Tegel ist ebenfalls überlastet. Hier kam es 2013 zu 181 Komplettsperrungen einer Fahrtrichtung, 2012 waren es nur 113. Die Tunnel Tegel Ortskern, Altglienicke und Rudower Höhe mussten nicht gesperrt werden.

Grund für die vorsorglichen Tunnelsperrungen ist eine verschärfte EU-Richtlinie aus dem Jahr 2006. Darin wird vorgeschrieben, dass Staus im Tunnel aus Sicherheitsgründen zu vermeiden sind. Deshalb werden vor dem Tunnel Fahrspuren und Zufahrten gesperrt, wenn sich ein Stau aufbaut. Das Verkehrsaufkommen an den Tunnelzufahrten wird in der Berliner Tunnelleitzentrale in Tegel und der Verkehrsregelungszentrale in Tempelhof ständig überwacht. Zu den staubedingten Sperrungen kommen weitere durch Wartungsarbeiten, Unfälle oder Störungen der komplizierten Tunnelleittechnik. Dazu war 2013 im Britzer Tunnel 413 Mal ein Fahrstreifen gesperrt, 25 Mal gab es eine Komplettsperrung in einer Fahrtrichtung.

Im Tunnel Flughafen Tegel gab es nur 32 Sperrungen „aus sonstigen Gründen“. Nach Einschätzung von Harald Moritz bräuchte der Britzer Tunnel beim heutigen Verkehrsaufkommen von durchschnittlich 118000 Fahrzeugen am Tag – gezählt von einer automatischen Erfassungsanlage an der westlichen Rampe – eigentlich vier Fahrspuren pro Richtung. Der derzeit im Bau befindliche Tunnel Grenzallee am Abzweig zum Treptower Park bekommt diese vier Spuren.

Kleine Stadtkunde: Die Tunnel in Berlin

Tunnel Britz: Bauzeit: 1995 bis 2000. Länge: 1700 Meter. Besonderheit: War mal als normale Autobahn geplant, hätte dann aber den Ortsteil getrennt – deshalb der Tunnel (mit künstlichem Park obendrauf). Raser wissen’s: Im Tunnel befindet sich der beliebte Blitzer mit Schwarzlicht.

Der Tunnel Tegel: Bauzeit: bis 1979. Länge: 980 Meter. Besonderheit: Die zwei Röhren unterqueren ganz knapp die zwei Landebahnen des Flughafens. In Tegel befindet sich die Berliner Tunnelzentrale: Von hier werden 13 Tunnel mit 300 Kameras überwacht.

Der Tiergartentunnel: Bauzeit: 1995 bis 2006. Länge: 2400 Meter. Besonderheit: Eigentlich müsste es heißen: die Tiergartentunnel – es gibt auch Röhren für die U-Bahn und die Fernbahn. Ach, Hollywood war auch schon da: für eine Verfolgungsjagd im Film „Bourne Ultimatum“.

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