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Bis zu zehn Mal so viele Mücken wie im Vorjahr haben Wissenschaftler festgestellt.

© Picture Alliance / dpa

Stechfliegen in Berlin und Brandenburg: Nach der Flut kommt die Mückenplage

Warmes Wetter und feuchte Böden beschleunigen das Insektenwachstum – vor allem in Flutgebieten. Schuld sind aber nicht nur die Flut selbst, auch der viele Niederschlag trug zur Vermehrung der Stechfliegen bei. Der Notfahrplan der Bahn gilt derweil weiterhin.

Endlich zeigt sich das Sommerwetter von seiner schönsten Seite, schon werden in Berlin und weiten Teilen Brandenburgs die Stechmücken zur Plage. Für die nächsten Tage rechnen Insektenfachleute sogar noch mit einer starken Zunahme der Tiere. Je höher die Temperaturen steigen, desto schneller entwickelt sich eine Mücke von der Larve zum ausgewachsenen Exemplar. Im Schnitt dauert so ein Zyklus 30 Tage, unter den derzeitigen Bedingungen reichen neun bis zehn Tage aus. Mehrere Generationen schwirren also gleichzeitig durch die Luft und suchen nach dem Eiweiß im Blut von Vögeln, Nagern, Rindern, Wildschweinen, Rehen und eben auch beim Menschen, wobei nur die Weibchen den gefürchteten Stich ansetzen.

Grund für die Plage: Der Regen

Das starke Hochwasser an Elbe, Havel und Mulde ab Anfang Juni liefert dafür nur teilweise eine Erklärung. „Die Mückenplage und die Fluten haben eine gemeinsame Ursache“, sagt Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes. „Beide Ereignisse sind Folgen der überaus starken Niederschläge. Die Böden sind durch die vielen Niederschläge auch in Berlin und Brandenburg so stark durchnässt worden, dass sich überall kleine Tümpel sowie große und kleine Pfützen gebildet haben.“ In diese sich nun rasch erwärmenden Wasserlachen legten die Weibchen ihre Eier, aus denen sich dann massenhafter Nachwuchs entwickle. Das spüren derzeit unter anderem Radfahrer, Jogger und Wanderer im Grunewald, wo feuchte Stellen auf den Wegen die Stechmücken anziehen.

Im Unterschied zu den vergangenen Jahren kann der Niederschlag selbst kurzer Schauer wie in der vergangenen Woche kaum im gesättigten Boden versickern. Die Hochwassergebiete sind davon natürlich noch viel stärker betroffen, da hier wie im westlichen Havelland Felder und Wiesen noch lange nicht getrocknet sind. Außerdem schwemmte die Flut eine zwar recht stinkende, aber auch nährstoffreiche Mischung über weite Landstriche. Viele Klärgruben konnten dem Druck nicht standhalten. Außerdem spülte das Hochwasser vielerorts die Gülle von den Feldern in die Orte, auf Straßen und Plätze.

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Dennoch gibt es in Brandenburg und Berlin immer noch viele Ecken ohne Mückeninvasion. „An Seen und Flüssen mit einem guten Fischaufkommen können Sie sich beruhigt aufhalten, die Insekten gehören zur bevorzugten Nahrung vieler Fische“, erklärt Experte Freude. „Deshalb ist auch der Spreewald nicht stärker als andere Gebiete betroffen, von den feuchten Sümpfen einmal abgesehen.“ Im heimischen Garten oder an den Häusern könne jeder Eigentümer selbst etwas gegen die Mückenbrutstätten unternehmen: „Wassertonnen leeren oder abdecken, gefüllte Gießkannen nicht über Tage stehen lassen und Dachrinnen von stehendem Wasser befreien.“ Ruhe herrscht noch vor den lästigen Wespen, die tauchen erst im August wieder auf.

Die Aufräumarbeiten nach der Flut dauern an

In den Hochwassergebieten selbst kommt kein Helfer beim Aufräumen ohne Anti-Mücken-Spray aus. Das trifft auch auf die Baubrigaden zu, die im Auftrag der Deutschen Bahn die durch die Fluten bei Schönhausen im nördlichen Sachsen-Anhalt beschädigte Elbebrücke und einzelne Streckenabschnitte instand setzen. Die Arbeiten dauern viel länger als geplant. Vorerst gilt der Notplan der Bahn deshalb für mehrere Strecken von Berlin nach Westen und Süden noch bis Ende Juli. So müssen die ICE-Züge zwischen Berlin, Wolfsburg, Hannover, dem Ruhrgebiet und bis Frankfurt am Main über Magdeburg oder Wittenberge umgeleitet werden.

Die Züge nach Hannover fahren von Berlin deshalb im Schnitt rund 60 Minuten vorher ab und kommen aus der Gegenrichtung ebenfalls eine Stunde später an. Die über Magdeburg umgeleiteten Züge halten in Braunschweig, nicht aber in Spandau, Stendal und Wolfsburg. Die ICE-Linie von Berlin über Braunschweig, Göttingen, Frankfurt am Main und München fährt zwischen Berlin und Fulda über Naumburg und braucht daher zwischen 30 und 40 Minuten länger. Auch im etwas langsameren IC-Verkehr nach Westen gibt es starke Veränderungen und teilweise Zugausfälle. Reisende sollten sich daher rechtzeitig über die Veränderungen bei der Bahn informieren.

Zwischen Stendal und Rathenow fahren auf unbestimmte Zeit weiterhin Busse als Ersatz für die unterbrochene Bahnverbindung. Die Deutsche Bahn AG hat für alle Fragen eine kostenlose Nummer geschaltet: 08000/ 99 66 33.

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