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In Berlin muss mit steigenden Mieten gerechnet werden, weil immer weniger Wohnungen leer stehen.

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Steigende Mieten befürchtet: In Berlin stehen immer weniger Wohnungen leer

Berlins Wohnungsunternehmen erwarten aufgrund des immer knapper werdenden Wohnraums steigende Mieten. Der Senat soll helfen.

Die Zahl der leer stehenden Wohnungen in Berlin ist nach Angaben des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) auf ein „Rekordtief“ gefallen. In den Ortsteilen Charlottenburg, Wilmersdorf sowie in Mitte, Steglitz und Prenzlauer Berg sind weniger als zwei von hundert Wohnungen ohne Mieter. Darin sind Immobilien schon mitgezählt, die wegen Sanierung oder Mieterwechsel gar nicht vergeben werden können. Deshalb steigen die Mieten, teilte der BBU mit, der 143 Unternehmen mit 40 Prozent aller Wohnungen in Berlin vertritt.

„Bei einem allgemeinen Rückgang der Leerstandsquote war die Verringerung in Wedding, Marzahn und Hohenschönhausen besonders ausgeprägt“, sagte BBU-Vorstand Maren Kern. Diese Entwicklung überrascht, denn gerade weniger zentral gelegene Bezirke galten bisher als Ausweichquartiere für Berliner mit geringeren Einkünften. Dass nun auch dort immer weniger Wohnungen leer stehen, spricht für eine starke Anspannung des Wohnungsmarktes.

Kern sagt es so: „Berlin bleibt die deutsche Metropole mit der höchsten Anziehungskraft.“ Sie fordert den Senat aber auch auf, gegen den wachsenden Druck auf die Mieten zu handeln. Der Neubau von Wohnungen rechne sich bei Kosten von über zehn Euro je Quadratmeter und Monat nicht, deshalb müssten Förderungen her. Das Land solle kostenlose Grundstücke für Wohnungsbauten auf den stillgelegten Flugfeldern Tempelhof und Tegel bereitstellen und auf das Klimaschutzgesetz verzichten. Sonst müssten die Mieten wegen der dann nötigen Investitionen um 1,30 Euro je Quadratmeter und Monat steigen. Außerdem soll der Senat höhere Mieten für die Wohnungen von Bedürftigen übernehmen (AV-Wohnen). Zudem müsse der Senat auf die Belegung vieler Sozialwohnungen verzichten und deren Besitzern einen Teil der beim Bau aufgenommenen Schulden erlassen.

Dabei geht es den BBU-Unternehmen gut. Im „Jahr zwei der Wirtschaftskrise“ investierten sie rund 780 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Häuser, 2010 soll es fast eine Milliarde werden. Die modernisierten Wohnungen können teurer vermietet werden. Berlinweit stiegen die Warmmieten im BBU-Bestand um 2,4 Prozent, das ist achtmal mehr als der Anstieg bei den Verbraucherpreisen. Und weil die Einkommen der Berliner stagnieren, haben sie immer weniger netto.

Der Druck auf dem Wohnungsmarkt wächst deshalb, weil die Bevölkerungszahl leicht und die Zahl der Haushalte sogar stark steigt. Neubauten gibt es kaum, dafür werden oft Wohnungen in Hotels und Büros umgewandelt. Weniger Angebot und mehr Nachfrage – das treibt die Mieten. „Die Leerstandsquote zeigt, dass in neun von zwölf Berliner Bezirken der Wohnungsmarkt angespannt ist“, sagt Mietervereinschef Reiner Wild. Deshalb müsse der Senat die Steigerung bei Neuvermietungen auf zehn Prozent begrenzen. BBU und Senat sehen dagegen keinen Mangel an Wohnraum. Laut Senat stehen stadtweit 100 000 Wohnungen leer, die BBU-Mitglieder zählen 23 000 leere Wohnungen in ihren Beständen.

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