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Berlin: Steine klopfen mit Atemmaske

Die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer werden von Schülern restauriert

Es ist eine spannende, aber auch eine staubige Angelegenheit. „Deshalb diese Vermummung“, sagt Martin Hartmann. Der angehende Restaurator trägt wie seine Mitschüler Schutzanzug und Atemmaske, während sie die mittelalterliche Stadtmauer Zentimeter für Zentimeter von jahrhundertealtem Schmutz befreien, von den kristallinen Ausblühungen, Brandresten und Mikroorganismen.

Wie durch ein Wunder sind von der Stadtmauer, die die Doppelstadt Berlin-Cölln umgeben hat, im Bezirk Mitte einige Überreste erhalten geblieben. Sie führen an der Waisenstraße, nicht weit von der Parochialkirche und dem Restaurant „Zur letzten Instanz“ entfernt, ein Schattendasein. Denn obwohl es sich um ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte handelt, kennt kaum jemand die 120 Meter lange Umfriedung, die Höhen zwischen drei und fünf Meter erreicht. In den kommenden drei Jahren sollen die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammenden Fragmente restauriert und vor dem weiteren Verfall gesichert werden.

Die Initiative für die Rettung dieses einzigartigen Zeugnisses ältester Stadtgeschichte geht vom Verein „Denk mal an Berlin“, dem Bezirk und dem Landesdenkmalamt aus. Da das Vorhaben noch nicht ganz finanziert ist, hilft der Verein bei der Beschaffung der fehlenden Mittel in Höhe von über 30 000 Euro.

Mit der Ausführung der Arbeiten unter fachgerechter Anleitung durch Spezialisten vom Landesdenkmalamt sind Schüler der Knobelsdorff-Schule in Spandau betraut. Sie absolvieren an dem Oberstufenzentrum Bautechnik I eine dreijährige Ausbildung, zu der auch praktische Arbeiten an historischen Bauwerken gehören, wie Fachbereichsleiter Wolfgang Kaleß sagt. „Für die jungen Leute sind die Mauerreste eine große Herausforderung. Sie müssen sehr vorsichtig an die Steine gehen und alles vermeiden, was die Oberfläche verletzen könnte.“ Geplant sei neben der Reinigung der Steinoberfläche auch die Verfugung der Räume zwischen den Feld- und den Ziegelsteinen, aber auch die Sicherung des Bauwerks durch eine neue Mauerkrone vor eindringendem Wasser. Außerdem sei an die Aufstellung einer Informationstafel gedacht.

Die angehenden Bauhandwerker und Restauratoren bearbeiten mit einem Mikrofeinwirbelstrahlverfahren die drei bis fünf Meter hohe Mauer. „Nach der Trockenreinigung, für die etwa vier Wochen angesetzt sind, wenden wir ein Dampfstrahlverfahren an. Bei einem Druck von 100 bar verschwinden letzte Schmutzpartikel“, sagt Martin Hartmann, Schüler des Ausbildungsgangs „Technische Assistenten für Denkmalschutz“.

Helmut Caspar

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