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Eine Regenbogenflagge in der Nähe der Siegessäule in Berlin

© Wolfgang Kumm/DPA

Stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion Berlin: Die Öffnung der "Ehe für alle" im Eilverfahren?

Cornelia Seibeld ist stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin. Im ihrem Gastbeitrag plädiert sie für eine längere Debatte über die "Ehe für alle" und spricht die Adoption für alle an.

Seit Ende Mai die Iren als erstes Land im Rahmen eines Referendums für die Einführung der Ehe auch von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern gestimmt haben, hat die Diskussion um die Homo-Ehe auch in Deutschland in einem Tempo Fahrt aufgenommen, das dem Thema nicht gut tut. Seit Jahren werden Rechte und Pflichten in der eingetragenen Lebenspartnerschaft denen der Ehe in Deutschland immer weiter angepasst. Denn natürlich dürfen in einer freiheitlichen Demokratie Minderheiten nicht diskriminiert werden.

Aber führt die angestrebte Bundesratsinitiative zur Öffnung der Ehe für alle wirklich zu dem von den Betroffenen angestrebten Ziel? Mir scheint der Konsens in der Gesellschaft zu diesen Fragen - übrigens auch in Berlin - noch längst nicht soweit fortgeschritten zu sein, wie im Moment der Eindruck erweckt werden soll.

Darum wird die Berliner CDU sich der Diskussion im Rahmen der Mitgliederbefragung stellen. Warum soll die Ehe, die per Definition und auch nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts exklusiv nur zwischen Männern und Frauen geschlossen werden kann, jetzt auch für ein aliud, die Ehe zwischen Männern oder Frauen, geöffnet werden? Wegen der damit verbundenen Rechte und Pflichten, oder vielmehr wegen der Symbolik?

Exklusiv zwischen Männern und Frauen

Die Ehe besteht seit der Antike exklusiv zwischen Männern und Frauen, weil nur in dieser Kombination Kinder geboren werden können. Und auf nachfolgende Generationen kann keine Gesellschaft verzichten, sie sind existentiell im wahrsten Sinne des Wortes.

Cornelia Seibeld ist 1. Stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Cornelia Seibeld ist 1. Stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus.

© Promo

Neben der Ehe für alle soll die Adoption künftig auch eingetragenen Lebenspartnern offen stehen. Viele Menschen leben in Deutschland mit unerfülltem Kinderwunsch. Über 5000 Adoptionsbewerber gibt es jedes Jahr. Aber abzüglich von Stiefelternadoptionen nur etwa 1.500 zur Adoption freigegebene Kinder.

Schon jetzt sind also viele Paare faktisch von der Adoption ausgeschlossen. Alleinstehende, Unverheiratete und Menschen ab einem gewissen Lebensalter sind es ohnehin. Wir sollten das Adoptionsrecht dringend überarbeiten, aber der Kinderwunsch gleichgeschlechtlicher Paare wird dadurch nur in den wenigsten Fällen erfüllt werden können.

Für Veränderungen braucht es Zeit

Der Wunsch aber wird bei vielen Paaren bleiben. Was kommt dann als nächstes? Die Leihmutterschaft? Die Eizellenspende? Werden und wollen wir auch diese ethisch hoch sensiblen Fragen dann - sollte es in einem EU-Land ein Referendum dazu geben - ohne Überlegung der weitreichenden Folgen im Eiltempo entscheiden?

Für jede weitreichende gesellschaftliche Veränderung braucht es Zeit für intensive Diskussionen, ein Abwägen von Für und Wider und letztlich einen gesellschaftlichen Konsens. Diese Zeit sollten wir uns und unserem Land für eine gründliche Diskussion geben.

Cornelia Seibeld

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