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Berlin: Steuerzahlerbund: Streit über Einsatz von "Drückerkolonnen"

Derzeit geht es hoch her im Berliner Steuerzahlerbund (BdSt). Aus den eigenen Reihen gibt es heftige Kritik an den angeblichen "Drückerkolonnen" des Versicherungsunternehmens Hamburg-Mannheimer, die für den Steuerzahlerbund Mitglieder werben.

Derzeit geht es hoch her im Berliner Steuerzahlerbund (BdSt). Aus den eigenen Reihen gibt es heftige Kritik an den angeblichen "Drückerkolonnen" des Versicherungsunternehmens Hamburg-Mannheimer, die für den Steuerzahlerbund Mitglieder werben. Als Kooperationspartner des Bundes beschäftigt die Hamburg-Mannheimer hauptamtliche "Beauftragte für Mitgliederbetreuung des BdSt", pro Landesverband zwischen fünf und neun - eine erhebliche Investition. Gegen diese Kooperation erhebt Werner Notz, bis vor wenigen Tagen Mitglied im Verwaltungsrat des Berliner Bundes der Steuerzahler, schwere Vorwürfe. Die Mitglieder-Beauftragten missbrauchten den guten Ruf des BdSt als Türöffner, um Versicherungskunden zu gewinnen. "Sie stellen sich als Mitarbeiter des BdSt vor und erschleichen sich so das Vertrauen der Menschen. Erst dann machen sie einen Termin für eine Versicherungsberatung." Das sei für eine Organisation mit so hohem ethischen Anspruch, wie dem Steuerzahlerbund, "unerträglich".

Der Chef des Berliner Steuerzahlerbundes, Günter Brinker, bestätigt, dass die Hamburg-Mannheimer die Mitgliederwerbung übernommen hat. "Diese Zusammenarbeit ist bundesweit und läuft schon seit drei Jahrzehnten reibungslos." Für besonders gute Werber lobt der Steuerzahlerbund Belohnungsreisen zum Beispiel in die Karibik aus. Dazu müssen für den Landesverband Berlin - der rund 15 000 Mitglieder hat - im Jahr mindestens 2500 neue Mitglieder gewonnen werden. "Ein übliches Verfahren", sagt Brinker. Und natürlich stehe dahinter auch die Hoffnung der Versicherer, Verträge abschließen zu können.

Bei der Verbraucherzentrale sieht man derartige Kooperationen mit vorsichtiger Skepsis. Rechtlich sei dagegen nichts einzuwenden, sagt ein Berater. Und es gebe für eine solche Zusammenarbeit von Versicherungsunternehmen und Verbänden auch eine ganze Reihe von Beispielen. Oft auf der Basis, dass den Verbandsmitgliedern Sonderkonditionen eingeräumt werden. Aber dass, wie im Falle Steuerzahlerbund und Hamburg-Mannheimer, es völlig egal sei, wie teuer der Kooperationspartner ist, das sei bemerkenswert. "Dann haben die Mitglieder von der Kooperation gar nichts." Der Versicherer dagegen schon: Er profitiere vom guten Ruf des Steuerzahlerbundes, um in die Wohnung eines potenziellen Kunden zu kommen. "Wenn ein Vertreter erst mal drin ist, dann schafft der in der Regel auch einen Abschluss." Die Mitgliederbetreuung und ein eventuell stattfindendes Versicherungsgespräch sind streng getrennt, betont dagegen der Präsident des Bundesverbandes des BdSt, Karl Heinz Däke. Wenn ein Mitglied geworben wurde, dann dürften die Beauftragten auch anfragen, ob sich das neue Mitglied für ein Beratungsgespräch in Sachen Altersvorsorge interessiert. Diese Gespräche allerdings müssten zu einem späteren Termin hauptamtliche Versicherungsvertreter der Hamburg-Mannheimer führen. "Die Leute sollen Zeit bekommen, darüber nachzudenken", sagt der Pressereferent der Hamburg-Mannheimer, Olaf Rühmeier. "Wir wollen niemanden überrumpeln."

"Die Beauftragten sind verpflichtet, sich als Mitarbeiter der Hamburg-Mannheimer vorzustellen", sagt BdSt-Präsident Däke. "Es kann natürlich mal passieren, dass das jemand vergisst. Wenn wir davon erfahren, gibt es sofort einen Verweis für den Mitarbeiter. Kommt das öfter vor, folgt die Kündigung." Allerdings sei das eine absolute Ausnahme. Auf die Kooperation könne man nicht verzichten, betont Däke. Ohne hauptamtliche Mitgliederwerber sei es sehr schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen und damit die Fluktuation auszugleichen.

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