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Berlin: Still ruht die Spree

In Berlin sinkt der Pegel kaum, doch der Fluss fließt träge dahin. Denn in Brandenburg werden jetzt die Wasserreserven knapp

Die Wasserreserven für die Spree werden knapp in Brandenburg. „Sie reichen vielleicht noch eine Woche oder maximal zehn Tage“, sagt der Präsident des Landesumweltamtes, Professor Matthias Freude. Und danach? „Dann regnet es und wir sind alle Sorgen los“, gibt sich der Fachmann optimistisch. Die Natur helfe sich schon selbst. Von Panik könne im Moment noch keine Rede sein.

Doch angesichts der Zahlen könnte sich durchaus Unruhe einstellen.

Gewöhnlich werden aus den Braunkohletagebauen und den Talsperren pro Sekunde neun Kubikmeter Wasser in den Fluss unterhalb des Spreewaldes gepumpt. In der aufgeheizten Lagunenlandschaft verteilt sich das frische Wasser in den zahllosen Fließen und Spreearmen jedoch so stark, dass am Pegel Leipsch am Ausgang des Spreewaldes nur noch 1,8 Kubikmeter je Sekunde ankommen. Normal wären vier Kubikmeter. Der Unterschied kommt durch die Verdunstung und die Bewässerung der Felder.

Die Folgen sind in Berlin zu spüren. Während sich der Fluss im Stadtgebiet gewöhnlich mit einer Geschwindigkeit von zehn Zentimetern pro Sekunde bewegt, steht er jetzt nahezu. „Das ist dann kein Fluss mehr, sondern eher ein Gewässer“, meint Professor Freude.

Das in die Spree eingeleitete Wasser kommt fast ausschließlich aus den Talsperren Spremberg und Bautzen. 20 Millionen Kubikmeter Wasser kauft Brandenburg in diesem Jahr aus Sachsen. Bislang sind zwei Drittel dieser Menge verbraucht. Ohne diese Einleitung würden die Spree und vor allem der Spreewald schon längst auf dem Trockenen sitzen. Das Flussbett war zu DDR-Zeiten künstlich vergrößert worden, als die Spree viele Millionen Kubikmeter Wasser aus den Braunkohlengruben aufnehmen musste.

Nicht viel besser steht es um den Wasserstand der Havel. Im Pegel Rathenow müssten normalerweise 30 Kubikmeter Wasser pro Sekunde vorbei in Richtung Elbmündung fließen. Zurzeit sind es nur 1,9 Kubikmeter. Und weitere Brandenburger Flüsse stehen kurz vor dem Stillstand oder sogar vor der Austrocknung. Dazu gehören die Nuthe südlich Berlins sowie die Dosse und die Löcknitz im nördlichen und nordwestlichen Brandenburg.

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