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Berlin: „Still und heimlich weiter abkassiert“

Von Frank Jansen und Ralf Schönball Es dürfte dauern: In Justizkreisen wird bezweifelt, dass ein Prozess gegen die Aubis-Manager Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling noch in diesem Jahr beginnen kann. Nach Informationen des Tagesspiegels entscheidet die Wirtschaftskammer des Landgerichts frühestens in drei Monaten, ob es die seit Ende März vorliegende Anklage zulässt.

Von Frank Jansen

und Ralf Schönball

Es dürfte dauern: In Justizkreisen wird bezweifelt, dass ein Prozess gegen die Aubis-Manager Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling noch in diesem Jahr beginnen kann. Nach Informationen des Tagesspiegels entscheidet die Wirtschaftskammer des Landgerichts frühestens in drei Monaten, ob es die seit Ende März vorliegende Anklage zulässt. Angesichts des „umfangreichen Tatvorwurfs“ gegen Wienhold und Neuling brauche das Gericht für die gründliche Prüfung der Anklageschrift mehr Zeit, als bei anderen Verfahren üblich, sagte am Donnerstag Justizsprecher Björn Retzlaff.

Außerdem sei nicht auszuschließen, dass die beiden Aubis-Geschäftsführer mit ihren Anwälten eine ausführliche Stellungnahme erarbeiten. Diese muss das Gericht ebenfalls prüfen, bevor über die Zulässigkeit der Anklage entschieden wird. Dass sich Wienhold und Neuling einem Prozess stellen müssen, wird in Justizkreisen nicht bezweifelt: „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“.

Den Aubis-Managern wird Betrug und versuchter Betrug vorgeworfen. Wienhold und Neuling haben nach Ansicht der Ermittler Sanierungsgesellschaften der Berlin Hyp, eine Tochter der Bankgesellschaft, mit einem raffinierten System um mehr als 1,6 Millionen Mark geschädigt. Wäre der Betrug nicht aufgefallen, hätte der Gesamtschaden sogar auf über 30 Millionen Mark wachsen können. Obwohl die Berlin Hyp mit dem Einsatz von Sanierungsgesellschaften den Zusammenbruch der Aubis-Gruppe verhinderte.

Wienhold und Neuling hatten von 1994 bis 1997 in großem Stil Plattenbauten in Ostdeutschland erworben. Doch das Geschäft mit den Mietwohnungen rentierte sich nicht. Ende der neunziger Jahre stand Aubis vor der Pleite. Dagegen seien die Verträge über die Lieferung von Fernwärme für die Plattenbauten für Wienhold und Neuling überaus profitabel gewesen, meinen die Strafverfolger. Demnach sollen die Aubis-Manager 1997 die Firma Elpag ins Leben gerufen haben – mit dem Hintergedanken, beim Fernwärmegeschäft kräftig abzukassieren. Elpag sei im Geschäft zwischen den örtlichen Wärmelieferanten und Aubis als Zwischenhändlerin eingesetzt worden. Wohnungsgesellschaften der Aubis-Gruppe hätten dann völlig überhöhte Wärme-Preise an Elpag zahlen müssen. Elpag habe aber monatlich nur 17 Pfennig pro Quadratmeter versorgter Wohnfläche erhalten, weitere 38 Pfennig seien an Aubis weitergeflossen. Ohne Gegenleistung.

Als die Berlin Hyp eingreifen musste, um die Pleite der Aubis-Gruppe zu verhindern, sollen Wienhold und Neuling das für sie so lukrative Elpag-Geschäft verschwiegen haben. Um weiter kassieren zu können, nachdem die Sanierungsgesellschaften der Berlin Hyp das Ruder übernommen hatten. Wienhold und Neuling hätten sogar in den Verhandlungen mit der Bank behauptet, Elpag sei eine unabhängige Firma. So sei die Berlin Hyp getäuscht worden. Ihre Sanierungsgesellschaften hätten dann die überhöhten Wärme-Preise an die Elpag gezahlt. Von dort sei „still und heimlich“ weiterhin Geld auf Konten überwiesen worden, die Wienhold und Neuling kontrollierten.

Fraglich bleibt, warum es der Berlin Hyp nicht möglich war, das Geschäftsgebaren der Elpag rechtzeitig unter die Lupe zu nehmen. Verdachtsmomente gab es reichlich: Wienhold und Neuling hätten gegenüber der Bank behauptet, die Verträge mit der Elpag seien besonders kostengünstig – obwohl unübersehbar genau das Gegenteil der Fall war, sagen die Strafverfolger.

Bei ihren Recherchen kam ihnen offenbar zugute, dass bei dem Aubis-EDV-Experten Lars P. Material zum Finanzgebaren von Wienhold und Neuling gefunden wurde. Lars P. kann aber nicht mehr als Zeuge auftreten. Im September 2001 wurde er im Grunewald gefunden, erhängt. War es Selbstmord? Die Staatsanwaltschaft hat in dieser Woche, trotz einiger Zweifel, die Ermittlungen wegen des Verdachts eines Tötungsverbrechens eingestellt.

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