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Berlin: Stimmanns Gespür für Grün

Der Senatsbaudirektor ließ den Bahnhofsplatz Friedrichstraße gestalten: ein Granit-Dreieck. Das Grünflächenamt muss es pflegen

Er schaut über den neuen, grauen Platz: „Lassen Sie sich nicht irritieren“, sagt Joachim Zeller, „dies ist eine gewidmete Grünfläche.“ Die kleine Feiergemeinde, die zum Bahnhof Friedrichstraße gekommen ist, um dabei zu sein, wenn der neue Platz freigegeben wird, schaut erstaunt um sich. Denn das Grün ist spärlich ausgefallen, die Blätter der Bäumchen, die den dreieckigen Platz umstehen, sind so zart, dass sie kaum auffallen. Es dominiert der hellgraue Granit. Zwei Jahre haben die Bauarbeiten gedauert, 1,55 Millionen Euro hat der Umbau gekostet. Joachim Zeller, der CDU-Bürgermeister von Mitte, betont die amtsdeutsche Formulierung „gewidmete Grünfläche“, um klar zu machen, dass er sich deutlich mehr Bäume gewünscht hätte. Die Konsequenz aus einer „gewidmeten Grünfläche“ bedeutet für den Bezirk: nicht die Stadtreinigung, sondern das eigene Grünflächenamt muss hier sauber machen.

Ingeborg Junge-Reyer, SPD-Stadtentwicklungssenatorin, ist auch zur Übergabe des neuen Platzes gekommen, stimmt mit ihren Worten aber deutlich feierlichere Töne an. Sie sieht eine Dynamik in der Gestaltung des Platzes, lobt die Art und Weise, wie die Pflasterung die Rundung des Bahnhofs aufnimmt, und wie abwechslungsreich die Platzmitte mit größeren Platten gestaltet sei, die obendrein auch noch zur Abwechslung diagonal gepflastert sind. Sie lobt den Platz auch deshalb, weil es vor allem ihre Verwaltung und besonders Senatsbaudirektor Hans Stimmann war, der eine gepflasterte Fläche statt üppiger Rabatten haben wollte. Joachim Zeller bemerkt trocken: „Stadtplaner haben heutzutage eben eine Affinität zum Stein.“

Weitgehend gepflastert war der Platz auch vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, doch da diente er vor allem als Parkplatz für Pferdedroschken und so war der Platz belebt. Einzig belebendes Element auf dem Platz ist jetzt eine Replik der Brunnenplastik „Kleine Liebessäule“, die der Künstler Achim Kühn angefertigt hat, und den Junge-Reyer zusammen mit Zeller am Freitag Mittag in Betrieb setzt. Das Original des Kunstwerks stand vor einigen Jahren noch auf der großen Grünfläche vor dem Bahnhof Friedrichstraße, auf dem jetzt die sieben Blöcke des so genannten Friedrich-Karrees stehen. Der Bauherr des Ensembles aus Wohn- und Geschäftshäusern, der Baukonzern Züblin, sponsorte den neuen Brunnen.

Auch wenn sich der Bezirk bei der Gestaltung des Platzes nicht durchgesetzt hat, seine Spuren konnte er dennoch hinterlassen und die neue Richtlinie in Mitte für die Vergabe für Straßennamen anwenden. Weil bis auf weiteres keine zusätzlichen Männernamen mehr auftauchen sollen, wird der neue Platz künftig nach Dorothea Schlegel benannt, der Tochter des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn.

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