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In Brandenburg fiel das Einsatzleitsystem vorübergehend aus.

© David Ebener/dpa

Störfall bei der Polizei: Notrufsystem in Brandenburg vorübergehend zusammengebrochen

Acht Stunden lang waren die Potsdamer Einsatzleitzentrale und das System, das bei der Polizei die 110 regelt, am Donnerstag ausgefallen. Kritik an der veralteten Technik wird laut.

In Brandenburg sind am Donnerstag das Notrufsystem und Einsatzleitzentrale der Polizei für mehrere Stunden zusammengebrochen. Grund waren nach Angaben eines Polizeisprechers Probleme mit der Stromversorgung. Entsprechende Tagesspiegel-Informationen bestätigte das Polizeipräsidium am Freitag. Der Systemausfall dauerte demnach von 15.30 bis 23.30 Uhr an.

In dieser Zeit gab es damit keine zentral von Potsdam aus gesteuerte Einsatzlage mehr. Der übliche digital erfasste Überblick, der etwa für extreme Vorfälle wie Katastrophen oder Anschläge nötig ist, fehlte in der Zentrale.

Grund zur Besorgnis gebe es aber nicht, hieß es auf Nachfrage. Das Ersatzsystem habe funktioniert. Erkenntnisse darüber, dass Notrufe von Bürgern gar nicht erst bei der Polizei angekommen seien und nicht bearbeitet werden konnten, gebe es nicht. Polizeiinterne Quellen sprachen hingegen von chaotischen Zuständen, in mehreren Landesteilen sei der Notruf 110 bis zu eine halbe Stunde lang nicht erreichbar gewesen. 

Notrufe wurden handschriftlich entgegengenommen

Wegen des Systemausfalls musste die Polizei die Notrufe umstellen. Wer 110 wählte, landete deshalb nicht im Präsidium, sondern in den Direktionen und Inspektionen. Das sogenannte Redundanzsystem springt bei Störungen ein, wenn die Einsatzzentrale ausfällt und die zentrale Steuerung zusammenbricht.

Statt digital am Computer in der Potsdamer Einsatzleitzentrale wurden Notrufe in den Inspektionen und Direktionen im Land handschriftlich - wie früher mit Stift und Zettel - aufgenommen und dann von dort die Streifen und Einsatzkräfte informiert.

Die Beamten der lahm gelegten Einsatzleitzentrale wurden in die Weiten des Landes geschickt, um dort in den Inspektionen und Direktionen die Notrufe anzunehmen und Einsätze einzuleiten. Auch der Digitalfunk der Polizei war betroffen, nach Angaben des Sprechers aber nur die festen Stationen, die mobilen Geräte hätten weiter funktioniert. 

Es sei die zweite Störfall dieser Art gewesen, sagte der Polizeisprecher. Bereits beim Sturmtief Friederike im Januar 2018 habe es einen ähnlichen Vorfall gegeben, bei dem auf das Redundanzsystem umstellt worden sei. Am Donnerstag habe sich zum zweiten Mal gezeigt, dass dies funktioniere. Im Notfall könne auch die frühere zweite Leitzentrale in Frankfurt (Oder) aktiviert werden.

Doch sowohl bei der Polizei als auch im Innenministerium gibt es Stimmen, die das Einsatzleitsystem in Zeiten der Digitalisierung für veraltet und anfällig halten. Das System wurde Ende der 1990er-Jahre noch unter dem damaligen Innenminister Alwin Ziel (SPD) eingeführt und heißt Elbos (Einsatzleitsystem für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben). Das "Elbos" musste im Laufe der Jahre wegen des technischen Fortschritt etwa beim Digitalfunk immer weiter nachjustiert werden. Es sei aber nicht mehr Höhe der - digitalen - Zeit, heißt es. Für Ersatz, also für ein neues System, müsste die Landesregierung jedoch höhere Summen investieren.

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