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Berlin: Stoff für Genießer

Ein Nachmittag mit Lesung, ein Abend in der Oper: Die Tickets für unsere Serie gehen in Rekordzeit weg.

Von Susanne Leimstoll

So kann ein Nachmittag am dritten Advent aussehen: Am Doorman vorbei die Treppen zum Hotel de Rome hinauf, vorbei am riesigen Adventskranz, empfangen von freundlichen Mitarbeitern, hinein in den Opera Court, in dem unterm raumhohen Weihnachtsbaum schon das Kuchenbuffet Lust auf den Afternoon-Tea macht. Sich dann fallen lassen in eines der weichen Sofas, in einen der riesigen Fauteuils. Ein wenig schlemmen, ein wenig der Klaviermusik mit Liz King lauschen und den Weihnachtsgeschichten, die Schauspielerin Erika Skrotzki vorträgt.

45 Tagesspiegel-Leser hatten es geschafft, sich Tickets zu sichern. Keine halbe Stunde dauerte es, da waren alle Plätze vergeben. So geht das, seit unsere Adventsserie begonnen hat. Tickets – umsonst oder zum speziellen Preis – für vorweihnachtliche Veranstaltungen, die die Redaktion ausgesucht oder organisiert hat, sind heiß umkämpft. Zwei Chancen gibt es noch: Heute und am Donnerstag machen wir noch Ticket-Türchen auf. Und wer zuerst kommt, ist dabei.

Schon die erste Folge erfuhr überwältigende Resonanz: hunderte Anfragen gingen bei der Staatsoper im Schillertheater ein. Alle wollten Mezzosopran Magdalena Kozena und ihren Mann Simon Rattle in Chabriers Oper „L’Etoile“ erleben. Und die Staatsoper hielt Wort: 400 Karten teurerer Preiskategorien wurden zu 25 Euro vergeben – ein Geschenk schon vor Weihnachten. Keine 20 Minuten dauerte es, ehe 20 Freikarten für die Vorstellung „Unter Engeln“ des Circus Schatzinsel vergriffen waren. „Eine großartige Resonanz“, sagt Projektleiterin Christine Kölbel. Viele kauften Tickets für die ganze Familie hinzu. Für Gayle Tufts’ Wintershow im Tipi waren die Sondertickets in etwa acht Minuten vergriffen. „Viele haben schon vor der ausgemachten Zeit angerufen. Da mussten wir diesmal ganz streng sein und wirklich erst ab 14 Uhr vergeben“, sagt Sprecherin Sabine Wenger.

Schauspieler lieben nichts mehr als gefragt zu werden, ob sie sich mal eben in ein neues Programm einarbeiten könnten – Weihnachtsgeschichten und Gedichte für eine Lesung zum Beispiel. Profi Erika Skrotzki, gerade in Vorbereitung für ein Mundartstück in Frankfurt, schluckte kurz trocken, ließ sich dann überreden und las sich in die Weihnachtsliteratur ein. Ihre Auswahl war etwas für alle Stimmungen: Bekannte Weihnachtsgedichte von Ringelnatz, Eichendorff, Rilke, Storm und Morgenstern zauberten ein Lächeln auf Gesichter im Publikum; fast jeder kannte diese Zeilen. Tschechows Geschichte vom armen Schusterjungen Wanjka oder Elisabeth Langgässers Erinnerung an den Weihnachtsgottesdienst 1943 in Charlottenburg machten still und nachdenklich. Und bei Robert Gernhardts Gedicht über konsumfrohe Weihnachten oder Ludwig Thomas „Christabend“, an dem ein letzter verbliebener Schwiegersohn-Anwärter sich beim Festmahl bei Oberstaatsanwalts vollfrisst, um danach eine ganz andere zu heiraten, konnte sich jeder amüsieren. Während draußen Tausende durch Weihnachtsmarkt-Gassen drängelten, schloss drinnen im Opera Court mancher Zuhörer bei Griegs Notturno genussvoll die Augen und träumte sich ein bisschen weg aus der Großstadt-Hektik. Susanne Leimstoll

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