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So hatte er es geplant. Architekt Dionys Ottl auf der nunmehr sichereren Treppe im Bikini-Haus.

© Cay Dobberke

Update

Stolpergefahr im „Bikini Berlin“ beseitigt: Das neueste Fallbeispiel

Im Bikini Berlin stürzten gleich mehrere Gäste die Treppe hinab. Die Stufen waren zunächst kaum zu erkennen. Es ist nicht die erste Stolperstelle dieser Art in einem Neubau.

Einen dreistelligen Millionenbetrag hat die Bayerische Hausbau in ihr Charlottenburger Vorzeigeprojekt „Bikini Berlin“ investiert – doch ein nicht ganz unwesentliches Detail wurde übersehen: Wer die breite helle Holztreppe von der Terrasse neben dem Zoo in die Shoppingpassage hinabstieg, konnte die Stufen zunächst kaum erkennen. Bereits bei der Party am Vorabend der Eröffnung stolperten und stürzten mehrere Gäste, die zum Glück mit dem Schrecken davonkamen. Als Notlösung wurden im Laufe des Eröffnungstags gelbe Markierungen auf die Stufen geklebt.

Jetzt ist das Problem gelöst. Am Donnerstag konnte „Bikini“-Architekt Dionys Ottl die Treppe endlich so zeigen, wie er sie entworfen hatte: Dunkle Gummistreifen markieren die Stufen und dienen auch als Rutschschutz. „Die Parkettleger waren nicht pünktlich fertig“, bedauert der 49-jährige Ottl, der zum Münchener Architekturbüro „Hild und K.“ gehört und Erfahrung mit großen Projekten hat. Solche Verspätungen seien keine Seltenheit.

Leider sei die Treppe erst unmittelbar vor der Eröffnungsparty freigegeben worden, sagt Kai-Uwe Ludwig aus der Geschäftsführung des Investors Bayerische Hausbau. „Sie war abgedeckt, wir konnten nie selbst heruntergehen.“ Bereits während der Party habe aber sein anwesender Vater das Problem erkannt und geraten: „Da müsst ihr was tun.“

Grundsätzlich ist für solche Fälle neben den Architekten die Bauaufsicht des jeweiligen Bezirks zuständig. Oft stelle sich erst im Praxistest heraus, dass etwas falsch geplant wurde, sagt der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD). Er erinnert sich an ein Geschäftshaus an der Ecke Wilmersdorfer und Pestalozzistraße, dessen Fußboden im Parterre einige Zentimeter höher als die Straße war. Damals sei die Stolperfalle am Eingang noch kurz vor der Eröffnung aufgefallen und beseitigt worden.

Stöckelschuh-Alarm am Marlene-Dietrich-Platz

Derartige Baufehler sind nicht so dramatisch wie die berühmten vergessenen Fenster des neuen Rathauses von Schilda, was die Bürger bekanntlich zu der Notlösung brachte, das Licht in Eimern hineintragen zu wollen. Aber ärgerlich, zumindest störend ist es doch, wenn ein mit allen Finessen durchdesignter Neubau dann im Alltag en detail durchfällt. Ein Makel, der in Berlin immer mal wieder vorkommt.

Bekanntestes Beispiel: Renzo Pianos Wirken am Marlene-Dietrich-Platz, und speziell seine sanft zum Musicaltheater hinabführende Treppe. Es sind neun zu kleinen Terrassen ausgedehnte Flachstufen, die dem normalen Schrittmaß zuwiderlaufen und zudem durch den geringen Höhenunterschied von etwa fünf Zentimetern irritieren. Gerade zu Beginn gab es wiederholt Stürze, zur ersten Berlinale an diesem Ort sorgten sich schon Produktionsfirmen um die schlanken Fesseln ihrer weiblichen, durch Stöckelschuhe ohnehin gehandicapten Stars. Als erste Schadenersatzforderungen eintrudelten, markierte man die Stufenkanten mit weißen Streifen, das hat geholfen.

Gleich gegenüber der Potsdamer Straße, im Sony-Center, ist nicht Stein, sondern Edelstahl das Problem. Aus ihm bestehen breite Streifen des Bodens unterm Zeltdach, die sich besonders bei Regen von tückischer Glätte erweisen. Zwar wölben sich die eingestanzten Rillen nach oben, sollen so als Rutschbremse wirken. Doch wenn man ihnen in Längsrichtung folgt, bringt das nicht viel. Besonders vertrackt ist es bei Schnee und Eis: Da werden dann Teppichbahnen ausgelegt, Pfade durch die Schlitterfläche – nicht schön, immerhin wirkungsvoll, wenn man sich daran hält. Gerade bei ortsfremden Touristen ist das nicht garantiert.

Erstaunlich auch die Metallgitterdecken im Fahrstuhlfoyer des Filmhauses. Wer sich dort den Dreck von den Schuhen streifen will, wird sich freuen, die Besucher auf unteren Etagen weniger. Und bei gelegentlichen Filmpartys drohen von oben zersplitterte Gläser samt Weiß -und Rotwein. Auch finden es Minirockträgerinnen womöglich irritierend, dass sie gegen Blicke von unten durchs Gitter wenig geschützt sind.

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