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Berlin: Stolz wie Oscar

Wie die Bilder laufen lernten: Berliner Unternehmen für Film-Animationen erhält den begehrten Preis in Hollywood

Man sieht sie, und man sieht sie doch nicht – die Arbeit des diesjährigen Oscar-Preisträgers im Bereich Wissenschaft und Technik. Zum Beispiel, wenn der kleine Geist Dobby durch Harry Potters Zimmer tobt. Oder in den Filmen „Matrix“ und „Star Wars“. „Mental Ray“ ist ein unsichtbarer Hauptdarsteller – eine Computersoftware, geboren in Berlin 1991, seitdem mit einer steilen Karriere in Hollywood in fast allen Filmen, die Computeranimation und reale Aufnahmen mischen.

Ob man sehen könne, wo die Idee entstand? Rolf Herken, Gründer der Berliner Firma Mental Images, tippt sich an die Stirn: „Hier! Hier ist sie entstanden.“ Also gut, die Stirn ist hoch und leicht gefurcht. Hinter ihr wurden Probleme der Mathematik und der theoretischen Physik gewälzt. Herken war dabei, seine Doktorarbeit über Quantengravitation durchzudenken, als ihm die Idee mit der Firma kam. Mental Images. Bildsynthese, „Rendering“ im Fachjargon: Die Firma wollte eine Lösung finden, fotorealistisch aus Daten Bilder und bewegte Sequenzen zu schaffen und mit einfachen mathematischen Formeln Oberflächendaten abzubilden. „Einfach“ ist da relativ. Denn Geist Dobby ist ohne hohes geistiges Potenzial nicht denkbar.

Ein solches Potenzial ist Thomas Driemeyer, 38. Er ist Herkens Chefingenieur und offizieller Träger des Preises. Als Driemeyer an der TU Berlin sein Studium begann, konnte er nicht ahnen, dass er Oscar-Preisträger würde. Und er steht da in seinem orangen Sweatshirt, als wäre ihm der Rummel eher unangenehm. Driemeyer hat lange nur auf selbst gebastelten Computern gearbeitet: „Versteht man die Hardware, kann man auch die Software ganz anders verstehen.“

Anders als in der glamourösen Abteilung der Oscar-Verleihungen muss man sich für die Technik-Auszeichnung bewerben. Die Unterlagen kann man sich im Internet herunterladen. Manche bewerben sich jahrelang, und nichts passiert. Bei Mental Images war es ein bisschen anders. Die Technik wurde längst in jedem zweiten Film angewandt. Die in Hollywood wurden langsam unruhig: Einen Preis hatten die Deutschen immer noch nicht.

Die Nachricht kam per Brief und per Fax. Feiern? Ach, am Freitag ist ohnehin eine kleine Feier, da werden ein paar Flaschen mehr gekauft. Und eigentlich, fällt Herken ein, feiern sie diese Auszeichnung ja noch die nächsten 20 Jahre , indem sie sichere Arbeitsplätze haben – zurzeit sind es 35 Mitarbeiter. Einige sitzen in San Francisco, die meisten auf drei Etagen im Kant-Dreieck mit Blick aufs Delphi-Kino. „Puderzucker“ sei diese Auszeichnung, auf dem Kuchen, der ihnen ohnehin schon schmeckt. Das tägliche Brot haben sie sich längst verdient.

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