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Nicht viel erinnert in Storkow an die umfangreichen Ermittlungen der Polizei.

© Claus-Dieter Steyer

Storkow nach der Festnahme: "Ein Berliner. War ja klar!"

In Storkow reagieren die meisten Menschen sehr gelassen auf die Festnahme des Tatverdächtigen am Dienstag. Große Angst hatten die meisten Storkower auch vor der Festnahme nicht. Anerkennung gibt es jedoch für die erfolgreiche Polizeiarbeit.

Nur ein Fetzen eines rot-weißen Absperrbandes der Polizei erinnert im Wald am Großen Storkower See noch an einen der größten Brandenburger Polizeieinsätze. Vor einem Jahr haben hier Hunderte Beamte mit Hunden tagelang das unwegsame Ufergelände auf der Suche nach dem Entführer eines Berliner Unternehmers durchkämmt. Am Tag nach der Festnahme des 46-jährigen Tatverdächtigen herrscht Stille im vornehmen Ortsteil Hubertushöhe, wo das Kidnapper-Drama in der direkt am Wasser gelegenen Villa seinen Anfang genommen hatte. Regen prasselt auf den ohnehin schon sehr feuchten Untergrund, so dass sich Ausflügler rar machen. Dem Wetter trotzt nur ein älteres Pärchen aus Wuppertal, das im nahen Wendisch Rietz einen Kurzurlaub verbringt. „Wir haben natürlich von der Festnahme in Berlin im Radio gehört“, sagt der 68-jährige Heinz Busch. „Da fiel ja dann auch der Name Storkow. Unsere Vermieterin hat uns einige Details der damaligen Vorgänge verraten.“ Er schüttelt die Nässe von seiner Regenjacke und schaut sich die Umgebung näher an. „Herrlich hier, aber auch ein ideales Versteck“, meint er.

"Hier fällt doch jeder Fremde auf"

Dem stimmen auch einige Bauleute zu, die hier an neuen Villen werkeln. „Der Schilfgürtel wirkt schon unheimlich“, sagt ein Mittfünfziger. „Sagenhaft, dass sich der Entführte hier selbst befreien und ans Ufer schleppen konnte. Der Mann muss ja große Ängste ausgestanden haben.“

In Storkow selbst eilen die wenigen Menschen meist mit schnellen Schritten durch den Regen von ihren Autos in die Supermärkte.

„Ein Berliner. War ja klar“, heißt es immer wieder in den kurzen Kommentaren. Für viele stand offenbar schon immer fest, dass der Verdächtige seine Opfer sowohl in Bad Saarow als auch in Storkow zuerst in der Großstadt ausgespäht und ihnen dann in deren Domizilen im Umland aufgelauert hatte. „Hier fällt doch jeder Fremde auf“, meint ein junger Mann, der zusammen mit einem Arbeitskollegen die Mittagspause in einem Imbiss am Ortsrand verbringt. „Ich glaube, der Täter war schon längst über alle Berge, als die Polizei hier mit Hundertschaften und Hubschraubern anrückte und ihre Suchaktion startete.“

Anerkennung für die Polizeiarbeit

Mit dieser Meinung steht der Mann an diesem Mittwoch in Storkow nicht allein. „Mich hat die Polizei vor gut einem Jahr gleich mehrfach befragt“, erzählt ein Anwohner in der Nähe der Schleuse in Wendisch Rietz, wo der Fluchtweg des Entführungsopfers entlang  führte. „Mir ist in den Tagen vor der Tat nichts aufgefallen. Große Ortskenntnisse braucht man hier aber nicht. Der Schilfgürtel ist ja überall sehr dicht.“

Nirgendwo fällt an diesem Tag das Wort „Erleichterung“ über die Nachricht der Festnahme. „Der hatte es doch nur auf die Reichen abgesehen und wollte sie erpressen“, gibt Ingrid Schreiber, die an diesem Morgen vergeblich nach Pilzen am Großen Storkower See Ausschau holt. „Bei den normalen Menschen in Storkow oder Bad Saarow ist doch nichts zu holen.“

Diese Auffassung teilen offenbar auch die Touristen und Tagesausflügler. „Nirgendwo haben Gäste wegen des ungeklärten Falles ihren Aufenthalt storniert“, lautet die Standardantwort in Hotels und Pensionen. Bei aller spürbaren Zurückhaltung der Einheimischen zu dem Fall gibt es doch große Anerkennung für die Polizeiarbeit. Der Täter sei schließlich mit großer Brutalität vorgegangen und rechtfertige allein schon deshalb den riesigen Aufwand, ist allgemein zu vernehmen.

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